Streifzug durch drei skandinavische Hauptstädte (18.-29.09.2003)

Nach einer langen (12stündigen) Fahrt im Nachtzug kam ich in Kopenhagen an und hatte 3 Stunden Zeit die dänische Hauptstadt zu erkunden, sozusagen als Stopover vor meiner Weiterfahrt nach Norwegen. Ich durchschlenderte Stroget, die längste Einkaufsstraße Europas, entdeckte Nyhavn – das Kneipenviertel – und kam auf dem Rückweg am Schloss Christiansborg und am Tivoli vorbei. Es waren einige nette Eindrücke dieser schönen Stadt, die Lust auf einen späteren erneuten Besuch machten.

 

Kopenhagen

Gestärkt mit einer typisch dänischen Spezialität – Hot Dog – stieg ich erneut in den Zug Richtung Göteborg. Der Zug überquerte die Öresundbrücke – ein schönes Erlebnis, der Blick nach links und recht zeigte weit und breit nur Wasser. In Göteborg sollte ich umsteigen, allerdings war es der selbe Zug, da mir das die Dame am Schalter in Kopenhagen nicht gesagt hatte, mußte ich leider Platz wechseln. Langsam aber sicher erschöpfte mich die Zugfahrt und ich sehnte mich danach, endlich auszusteigen. Die Landschaft auf dem Weg war toll: Wälder, Seen, Flüsse – einfach traumhaft. Als ich endlich nach weiteren zehn Stunden Fahrzeit in Oslo ankam, wollte ich am Liebsten nur noch ins Bett. Allerdings hatte mein Bekannter, der mich am Bahnhof empfing, schon anderes geplant und so erkundeten wir noch das Nachtleben in verschiedenen Rockkneipen, ehe ich um 1 Uhr endlich ins Bett fallen konnte. Wenn mir jetzt noch jemand sagt, dass es in Skandinavien ja so kalt ist, muß ich ihn eines Besseren belehren. Ich bin in Deutschland mit Jacke gestartet und abends um 21 Uhr in Oslo mit T-Shirt durch die Kneipen gezogen.
Der nächste Tag begann für die Anstrengung des vorhergehenden Tages viel zu früh, aber nach einer kalten Dusche waren auch meine Lebensgeister wieder erwacht und es ging los zur Stadterkundung. Das Vikingskiphuset zeigte beeindruckende Zeugnisse dieser interessanten Zeit – gigantische, detailgetreu rekonstruierte Drachenschiffe und zahlreiche Grabbeigaben, wie z.B. Schlitten, Kutschen und Schmuck. Ich ließ mich inspirieren und mußte leider feststellen, dass die Batterie meines Fotos den Geist aufgegeben hatte. Daher blieben mir als Andenken nur einige Postkarten und ich konnte mein Touristendasein nicht wirklich ausleben. Beim anschließenden Besuch des Folkmuseums ärgerte mich diese Tatsache besonders, denn ich hätte sogern einige Eindrücke der hier ausgestellten Häuser und vor allem der norwegischen Stabkirche festgehalten. Der weitere Stadtspaziergang führte zuerst zu einem Fotogeschäft, wo ich für einen unglaublich hohen Preis eine neue Batterie ergatterte und schließlich die Erkundung vom Kongeligen Slott die Johanns-Gata entlang zurück zur Wohnung meines Bekannten fortsetzte. Heute gab es ein typisch norwegisches Gericht – Walfisch – und ich muß zugeben, dass dieser sehr lecker ist. Der Abend klang nach einem “Vorspiel” mit Wein und Bier in der Wohnung bei einem Kneipenbesuch aus, hier spielte Arnie mit seiner Band, der seit 25 Jahren jeden Freitag und Samstag auftritt – ein wahrhaft lustiger Abend, an dem uns sogar noch der King persönlich, oder zumindest seine Möchtegernkopie, begegnete.

Arnie’s Band

Endlich ausschlafen, am dritten Tag brachen wir erst gegen 10 Uhr auf zu einem Secondhand Flohmarkt, wo mein Bekannter stöberte und ich mich aufmachte zum Vigelandspark mit seinen Skulpturen – wahre Meisterwerke. Die beiden Highlights sind der Turm aus unzähligen nackten “Menschen” und der kleine “Sinnatagen” (Trotzkopf) auf der Brücke

Vigelandspark

Es machte Spaß, durch den Park zu schlendern. Überhaupt ist mir aufgefallen, dass es in der norwegischen Hauptstadt sehr viele Parks gibt, die im Sommer die Menschen zu Picknick einladen oder in denen die Studenten einfach nur in der Wiese sitzen und lernen. Die Frognergata entlang ging es erneut zum Kongeligen Slott, wo ich diesmal auch eine kurze Parade der Wachsoldaten sah. Am Nationaltheater vorbei führte mich mein Weg zum modernen Rathaus und dann zur Akker Brygge, wo, man will es nicht glauben, ein gigantisches Zelt stand, aus dem Blasmusik nach außen drang – das Original Bayrische Oktoberfest in Oslo. Wohl, damit ich mich nicht ganz so fremd fühlte.

Oktoberfest

Auf der Akkershus Festning og Slott genoß ich den wunderschönen Ausblick auf den Oslofjord und die Skisprungschanze Holmenkollen, ehe ich mich zurück zum Bahnhof wand, wo ich einem Rockkonzert lauschte.

Oslofjord

Überall in der Stadt finden Aufführungen statt, ob es einzelne Künstler oder ganze Bands sind, für Unterhaltung ist in der norwegischen Hauptstadt alle Male gesorgt, zumindest an diesem Wochenende. Der Abend brachte mir erneut die norwegische Küche nahe, mit Lachs, eigens ausgenommen von der Freundin meines Bekannten. Dann das Highlight ein Konzertbesuch im Rockefeller Center mit Arch Enemy und Nevermore. Danach gings ins Rockpub Elm Street, bis man uns um 3 Uhr früh “rausschmiss”. Der Abend war hier aber noch nicht zu Ende, denn irgendjemand in der Kneipe erklärte sich bereit bei sich zu Hause noch eine Aftershowparty steigen zu lassen, und so folgten wir ihm in seine Wohnung. Und ließen den Abend um 6 Uhr früh ausklingen.
Verständlicherweise war früh aufstehen an diesem Sonntag nicht angesagt, und so machte ich mich erst um 13 Uhr auf den Weg zum Historisk Museet. Da dieses um 15 Uhr schloß, hatte ich nicht sehr viel Zeit zu Erkundung, aber zumindest die Abteilung über die Wikingerzeit konnte ich näher erkunden. Es war beeindruckend; neben archäologischen Zeugnissen gab es auch viele Beiträge über die Götterwelt und die Schamanen dieser Zeit mit Versen aus der Edda, v.a. aus dem Havamal. Noch ein Bummel durch die Johanns Gata und ein abendlicher Besuch im Rockpub “Rock Inn” ließ den letzten Abend in Oslo ausklingen.
Am fünften Tag gings auf Richtung Schweden, durch eine traumhafte Landschaft mit Seen, Inseln, von Bäumen gesäumten Ufern und überall die typisch schwedischen roten Häuser. In Stockholm hatte ich mir eine Bed&Breakfast Unterkunft übers Internet gebucht, an sich keine schlechte Idee, nur war meine Idee diese mit dem Taxi zu erreichen, nicht so intelligent. Zumindest erwischte ich einen Taxifahrer, der sich wohl nicht auskannte und mich wo anders rausließ, als ich eigentlich hin mußte. Zum Glück hatte ich einen Stadtplan und so kam ich nach einem “Spaziergang” von einer halben Stunde mit meinem ganzen Gepäck durchgeschwitzt an der Unterkunft an. Dann die nächste Überraschung, ich hatte wohl die einzige Bewohnerin Stockholms erwischt, die kein Englisch sprach, so blieb nur die Verständigung mit Händen und Füßen, aber es klappte halbwegs. Da ich ihr die Sache mit dem Frühstück nicht klar machen konnte, mußte ich mir dieses letztendlich selbst richten, was erst einmal einkaufen bedeutete. Was solls, das Zimmer war schön, ich durfte die Küche mitbenutzen, die Frau war fast nie zu Hause und die Gegend ist auch sehr schön und ruhig, was will man mehr.
Am sechsten Tag hieß es um 9 Uhr „Auf zur Stadtbesichtigung“. Erster Stopp die Touristinformation, wo ich mir eine StockholmCard erwarb. Wenn man viel sehen will, lohnt sich diese wirklich, schließlich hat man damit freien oder ermäßigten Eintritt in viele Sehenswürdigkeiten und kann auch die Öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. Durch die Einkaufsstraße Drottninggata gings hinunter zur Altstadt GamlaStan.

Gamla Stan

Ich besichtigte das Kungliga Slottet mit der Livrustkammaren und wanderte dann durch die schmalen Gassen der Altstadt zum Riddarholmen, von wo aus man einen schönen Blick aufs Meer hinaus hat. Im Stadshuset nahm ich an einer wirklich lohnenswerten Führung teil. Diese startete im goldenen Saal mit seinen Wänden aus goldenen Mosaiksteinen, welche eine Königin, die auf den Knien Stockholm und in der einen Hand eine Krone trägt, darstellt. Sie sitzt zwischen zwei Ländern auf einem Thron, im Osten eine Stadt mit dem türkischen Halbmond und im Westen der Eiffelturm und die Freiheitsstatue. Ihre Haare sympolisieren Wellen und über ihr steht die Mitternachtssonne. Sie soll für Frieden sorgen. Dieser Saal war am beeindruckensten, aber auch der Saal, in dem alljährlich die Nobelpreise verliehen werden (alle außer der Friedensnobelpreis, welcher in Oslo verliehen wird), ist einen Besuch wert.

Stadshuset

Am Strömkajen nahm ich an einer kleinen Bootstour um die Insel Djurgarden zum Tor zu den Schären teil, die in meiner StockholmCard enthalten war. Mir wäre zwar eine große Schärenrundfahrt lieber gewesen, aber dafür fehlte auch die Zeit. Stockholm selbst liegt ja schon auf 14 Inseln und die Schären sind insgesamt ca. 24000.

Stockholm

Neuer Tag, neues Glück. Erster Anlaufpunkt heute war das Historisk Museet. Von der prähistorischen Zeit ging es über die Wikingerzeit mit einer umfangreichen Ausstellung inklusive vieler Runensteine zur Abteilung Mittelalter. Dann erkundete ich die Insel Djurgarden und den Skansenpark. Natürlich bog ich falsch ab und umrundete erst den ganzen Park bevor ich den Eingang fand, aber der Spaziergang war trotzdem ganz nett. Skansen ist ein Freiluftmuseum mit vielen rekonstruierten alten Häusern und einem Zoo mit Rentieren und Elchen.

Skansen

Abschluß des Tages war das Vasa Museet, dessen Besuch sich wirklich lohnt. Dieses Schiff, dass 1628 gesunken ist, wurde 1979 gehoben und ist hier ausgestellt, eine imposante Erscheinung. Es war damals das größte Kriegsschiff seiner Zeit, leider eine Fehlkonstruktion, die gleich bei der Jungfernfahrt im Hafen von Stockholm sank und viele Menschen mit in den Tod riss. Der Abend klang in einem Internetcafe aus und morgen heißt es schon wieder Abschied nehmen von der schwedischen Hauptstadt.
Frühmorgens um halb 7 bestieg ich den Zug Richtung Helsingborg, wo ich erneut einen Bekannten traf, der mich am Bahnhof schon erwartet. Er zeigte mir auf einem Spaziergang die Stadt, welche einen schönen Hafen, das Rathaus und natürlich den mittelalterlichen Festungsturm Kärnan besitzt. Am Abend besuchten wir noch einen anderen Bekannten, bei dem wir uns bei guter Musik nett unterhielten.
Der neunte Tag begann mit einer Fahrt zum Naturpark Kullen nördlich von Helsingborg. Wir wanderte durch den Wald bis Nissa, wo ein Künstler beeindruckende Skulpturen aus Treibholz errichtet hat. Da es ein Naturreservat ist, war dies eigentlich nicht erlaubt, aber da diese Treppen und Türme aus Treibholz und Burgen aus Steinen unzählige Touristen anziehen, hat man diese doch stehen lassen.

Nissa

Nächste Station war ein Aussichtspunkt auf den Klippen, von wo aus man in der Ferne Dänemark sehen konnte. Da der Wind eisig und beißend war brachen wir unsere Klettertour durch die Klippen schneller ab als geplant und fuhren zurück nach Helsingborg. Schon in Stockholm war es windig und kalt (im Vergleich zu Oslo), aber dieser starke Wind hier hat einen fast weggeblasen. Heute stand eine Kneipentour auf dem Programm, die dem schönen Tag einen gebührenden Abschluss bescherte.
Noch leicht erschöpft standen wir auch am zehnten Tag früh auf und bestiegen den Festungsturm Kärnan; auch hier hielt uns der starke, eisige Wind von einem längeren Verweilen ab. Aber die Aussicht über Helsingborg bis zum gegenüberliegenden Helsingör auf der dänischen Seite mit seinem Hamletschloss Kronborg war wunderschön.

Kärnan

Mit der Fähre gings dann auch hinüber nach Helsingör. Wir besichtigten Kronborg zwar nur von außen, weil es mir zu teuer war und ich wohl auch schon genug Schlösser gesehen hatte, aber der anschließende Spaziergang durch die kleinen Gassen der Altstadt war einfach bezaubernd. Die Stadt sollte man unbedingt besuchen, sie ist wunderschön.

Schloss Kronborg

Am Abend trafen wir die Freunde meines Bekannten in einem Sportspub und auf gings gemeinsam zur Tura, einer Dinnerfahrt auf der Fähre zwischen Dänemark und Schweden. Diese Fahrt ist wohl sehr beliebt, vor allem an Weihnachten und Sylvester, wo die Touren schon fast ein Jahr im voraus ausgebucht sind. Man fährt dabei immer zwischen den beiden Ländern hin und her, wir kreuzten 4x den Öresund, und ißt und trinkt an Bord. Beim Bezahlen der Rechnung im Restaurant bekommen man dann die Fährpassage wieder gutgeschrieben, zumindest wenn man auf der selben Seite auf der man eingestiegen ist, auch wieder aussteigt.

Ausschlafen war leider auch am vorletzten Tag meiner Reise nicht angesagt, denn mein Zug ging um kurz nach 11 nach Odense in Dänemark, wo ich dann noch mit dem Bus weiter nach Kerteminde fuhr. Die Jugendherberge, bei der ich ohne Reservierung antanzte, war sehr schön, lauter kleine Häuschen für vier Personen mit eigenem Bad und ein großes Gemeinschaftshaus mit Wohnzimmer und Küche. Da um diese Jahreszeit sogut wie nichts mehr los ist, war ich der einzige Gast und meine Sorge wegen der fehlenden Reservierung ganz umsonst. Das kleine Städtchen ist traumhaft schön, ein schöner Sandstrand, der dem Ort im Sommer auch unzählige Touristen beschert und viele kleine, bunte Häuser mit Gärten, genau nach meinem Geschmack. Dann traf ich nach vielen Jahren endlich meine Brieffreundin persönlich und wir unterhielten uns lange in einer Pizzeria.

Sonnenuntergang Kerteminde

Und auch der letzte Tag begann viel zu früh. Ich mußte mit dem Bus zurück nach Odense, dann mit dem Zug nach Kolding und weiter mit dem Bus nach Billund ins Legoland. Das wollte ich von meiner Skandinavienreise auf jeden Fall noch mitnehmen. Die Miniaturbauwerke aus Legosteinen waren einfach beeindruckend. Man hat hier fast alle Besonderheiten der verschiedenen Länder der Erde aufgebaut, ob es eine Norwegische Stabkirche oder Mount Rushmore, der thailändische Tempel Wat Phra Keo oder Schloss Neuschwanstein war. Und alles aus diesen kleinen Legosteinen, mit denen man selbst die Kindheit verbracht hat. Wieso ist man eigentlich nie auf die Idee gekommen so etwas zu bauen, das Material ist doch vorhanden? Allerdings denkt man dann doch anders, wenn man auf den Tafeln liest wie lange die Erbauer für die Errichtung eines solchen Bauwerks gebraucht haben. Ich schlenderte begeistert durch den Park, fuhr Wildwasserbahn und besichtigte Titanias Palast – ein Elfenpalast aus Miniaturen aus aller Welt, z.B. Möbeln aus Mahagoni mit Elfenbeinverzierungen … Es war toll. Diesen Palast hat ein englischer Lord für seine Tochter bauen lassen und der ist zur Zeit im Legland ausgestellt.

Wat Phrae Keo

Meine Zeitplanung für heute war zu gut berechnet, so hatte ich eigentlich alles gesehen und noch massenhaft Zeit bevor mein Zug Richtung Heimat fuhr. Ich durchschlenderte den Park erneut, bummelte durch den Weihnachtsshop und verbrachte schließlich noch 2 Stunden am Bahnhof in Kolding, ehe der Nachtzug einfuhr und meine erlebnisreiche Reise damit endete.
Fazit: Mit dem Zug läßt sich Skandinavien ganz gut erkunden und für mich hat sie auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht! Sehenswürdigkeiten, die man sich in meinen Augen nicht entgehen lassen sollte sind: Vigelandspark in Oslo, Gamla Stan, Skansen und das Vasa Museet in Stockholm, ein Besuch in Helsingör und natürlich das Legoland.