Mein verlängertes Wochenende im Ötztal sollte eine sportliche Erfahrung werden, die mich teilweise an meine Grenzen brachte. Am Freitag nach der Ankunft erkundete ich erst den Ort Sautens, wo sich meine Unterkunft befand ehe es dann am Abend zu einem Kennenlernen mit Informationen zu den nächsten beiden Tagen in den Stadel von Faszinatour in Haiming ging.
Der Abend war lustig und nach etwas leckerem zu Essen und zu Trinken ging es gegen Mitternacht zurück zur Unterkunft um am nächsten Tag fit zu sein. Zum Glück beschränkte sich das Trinken auf alkoholfreies, denn prompt wurde ich am Ortsausgang von der Polizei kontrolliert und das wo ich meine Fahrzeugpapiere zu Hause vergessen hatte. Ich hatte Glück und einen Polizisten, der ein Auge zudrückte und so konnte das Wochenende am nächsten Morgen so richtig starten.
Um 10 Uhr ging es los mit dem Bus zum Startpunkt der Raftingtour. Zuerst gab es eine Einweisung im Trockenen und ein Fluten unserer Neoprenanzüge, ehe das Schlauchboot mit 8 Personen loslegte und sich von der Strömung durch die Imster Schlucht treiben ließ. Es war eine Einsteigertour und daher nicht so dramatisch, trotzdem einige im anderen Boot die Temperatur des Flusses genauer wissen wollten. Da ich hinten neben dem Guide saß, versuchte dieser natürlich mich ebenfalls ins Wasser zu schubsen, aber es gelang ihm nicht. Nach vielen Stromschnellen, die unser Boot gefährlich schaukeln ließen kamen wir schließlich alle wieder heil am Ausstiegspunkt an.
Da die Tour nur 1,5 Stunden gedauert hatte, hatten wir den Nachmittag jede Menge Zeit, die wir für mehrere Abfahrten mit dem Alpine Coaster (der längsten Alpensommerrodelbahn) in Imst nutzten. Ganz nach dem Motto: Wer bremst verliert!
Der Abend klang aus bei einem wirklich leckeren Barbecue im Stadel und einigen Kletterversuchen an der dortigen Kletterwand.
Der nächste Tag begann trüb, bewölkt mit leichtem Regen, aber da wir sowieso nass werden sollten, was macht das schon.
Ausgerüstet mit dickem Neoprenanzug und dem nötigen Klettergurt starteten wir zum Canyoning. Eigentlich sollte es auch hier eine Einsteigertour werden, aber da die Einsteigerschlucht zu viel Wasser hatte und daher nicht durchwandert werden konnte, unterstellte unser Guide uns mal eine gewissen Sportlichkeit und wir starteten zu einer Fortgeschrittenentour – dem Alpenkönig. Es war faszinierend, aber auch furchtbar anstrengend. Wir wurden vom Bus am Berg herausgelassen und folgten dem Guide zum Einstieg der Schlucht. Dann hieß es klettern über glitschige Felsen, durch eiskaltes Wasser, ein Sprung von einem hohen Wasserfall, mehrmaliges Abseilen an steilen Felswänden und mehrmaliges Rutschen durch Rinnen, die in einem eiskalten Becken endeten. Es war eine wahre Herausforderung und das Adrenalin sollte noch den ganzen Tag meinen Körper beherrschen, denn selbst als ich abends nach 4 Stunden Heimfahrt aus dem Auto stieg, zitterten meine Knie. Das Gefühl nach dem hohen Sprung vom Wasserfall mit dem Kopf im eiskalten Gletscherfluss unterzutauchen, war beängstigend, aber gleichzeitig stieg der Drang nach mehr. Diese Tour brachte mich an meine sportlichen Grenzen. Wo ich beim Rafting gerne noch eine Steigerung nehmen würde, war beim Canyoning diese Tour auf jeden Fall ausreichen – zumindest vorerst.