Meine Anreise nach Edinburgh war schon sehr anstrengend, mit einer kleinen Propellermaschine nach Amsterdam, dort umsteigen und weiter mit einer etwas bequemeren Anschlussmaschine nach Schottland, mit dem Bus vom Flughafen zum Bahnhof und von dort mit dem Taxi zum Blossom House. Alles ganz schön schweißtreibend, v. a. bei diesem Wetter. Als ich in Nürnberg gestartet bin, war es regnerisch und kalt – hier in Schottland war sonnig-warmes Sommerwetter, etwas, was man wohl eher nicht erwartet hätte.
Meine Unterkunft war nicht die Beste, aber in Ordnung. Das Zimmer würde ich als klein, kompakt bezeichnen, mit undichten Fenstern und einem Schrank, in dem man praktisch nichts unterbringt. Aber ich bin nicht so anspruchsvoll und der Blick aus dem Fenster auf Arthurs Seat entschädigt für alles. Da ich diesen Anblick nicht nur vom Fenster genießen wollte, sollte dies auch mein erster Eindruck der Stadt werden. Der Aufstieg war schweißtreibend, aber der Ausblick – fantastisch. Ein wunderschöner Rundumblick über die Dächer dieser historischen Stadt. In der Ferne stach der Castle Hill hervor und ich freute mich schon auf meinen Besuch dort.
Auf dem Rückweg, am Brunnen St. Margretes Well vorbei, erreichte ich schließlich Holyrood Palace, die Residenz der Queen, sehr pompös für eine vorübergehende Residenz. Leider war das Schloss schon geschlossen.
Der Rückweg über die Royal Mile war beeindruckend, besonders durch die alten Häuser, die sich vom Holyrood Palace den Weg hochschlängeln bis zum Castle. Das in meinem Reiseführer beschriebene John Knox House fand ich persönlich davon noch am wenigsten ansprechend. Nach einem ausgewogenen Mahl, bestehend aus Burger und Pommes, nahm ich ein Taxi zurück zur Unterkunft.
Wer früh ins Bett geht, kann auch früh aufstehen. So gings mir heute, leider gabs das Frühstück aber erst ab 08:30, so dass ich mich noch etwas gedulden musste.
Als es dann endlich losging zur Stadterkundung war der erste Stop die Statue von William Chambers vor dem Royal Museum und die Greyfriars Kirk. Leise streifte ich durch den Friedhof zwischen fremden Gräbern. Es herrschte eine mysteriöse Stimmung, die vielen fremden Namen auf beeindruckenden Grabmälern. Es gab mir fast das Gefühl, als würde ich beobachtet von Menschen aus einer anderen Zeit. Direkt vor der Kirche befand sich das kleine Grab des Greyfriars Bobby; der Hund hielt 14 Jahre lang Tag und Nacht Wache an dem Grab seines verstorbenen Herrchens, bis auch er dahinschied. Auf dem Grabstein steht: Seine Loyalität sollte ein Beispiel für uns alle sein. Er ist dadurch berühmt geworden und immer noch legen die Menschen hier Blumen nieder.
Der Grassmarket lag als nächstes auf meinem heutigen Weg. Hier wurden früher die Verbrecher hingerichtet und eine lange Liste von Namen ziert die Gedenktafel – alles Menschen, die schuldig oder unschuldig sterben mussten. Da ich diesen Ort bei strahlenden Sonnenschein betrachtete, konnte ich mir das alles nur schwer vorstellen, auch kann ich Theodor Fontane nicht recht geben, der diesen Ort als abschreckend schilderte. Andererseits möchte ich hier nicht bei Nacht und Nebel unterwegs sein, denn dann könnte man sich wohl wirklich Galgen und Co. einbilden.
Ein kleiner Souvenirkauf und auf ging’s zum Castle. Die vielen Menschen, die durch das Tor nach innen strömten, ließen mich kurz innehalten, doch dann trat auch ich ein in dieses historische Bauwerk, nur um nach schier unendlicher Zeit mit schmerzenden Füßen wieder herauszukommen. Sie ist auf alle Fälle einen Besuch wert, diese Burg, aber für mich persönlich hatten die vielen Menschen etwas Abstoßendes an sich. Wenn ich in solchen Gebäuden umherstreife versuche ich mir vorzustellen, wie das früher alles war, und das war bei dieser Überbevölkerung schwer möglich. Lustlos streifte ich durch die Gemäuer, besichtigte Argylls Tower – in dem angeblich der Lord von Argyll gefangen gehalten wurde –, die Kronjuwelen, die Kerker und Mons Meg, die riesige Belagerungskanone, zum Schluss stand noch die St. Margrets Chapel zum Besuch an. Einige verkleidete Schotten führten etwas Traditionelles vor, alles in allem recht schön und vor allem witzig, aber ich war froh, als ich das Castle wieder verließ. Leid taten mir auch die armen Soldaten, die bewegungslos den Eingang bewachten und von jedem fotografiert wurden.
Hastig verließ ich den Vorplatz und widmete mich der Royal Mile. Die St. Giles Kathedral imponierte mir dann doch, vielleicht war es einfach diese Ruhe, die mir im Castle verwehrt blieb, oder auch die großen, bunten Mosaikfenster.
Am Holyrood Palace angekommen, war ich nicht mehr in der Stimmung für eine Besichtigung, was sollte es mir auch noch zeigen? Einige luxuriöse Zimmer? Sogar die Ausstellung Dynamic Earth reizte mich nicht mehr. Ich machte mich erschöpft auf die Suche nach der Tourist Information und traf dort sogar jemanden, der Deutsch sprach; anscheinend sieht man mir meine Nationalität doch an. Ich kaufte mir auf Empfehlung das Scottish Explorer Ticket, um bei meinen weiteren Besichtigungen wenigstens etwas Geld zu sparen. Meine weitere Erkundungstour führte mich zum Walter Scott Monument, das sich majestätisch in den Himmel erhob. Ringsumher sonnten sich Menschen auf der Wiese. Für heute hatte ich genug, nicht einmal mehr der Carlton Hill mit seinem Nelson Monument sprach mich an. Naja, an den Holyrood Park gestern kommt er auch nicht heran.
Erschöpft und hungrig suchte ich daraufhin das Hard Rock Cafe auf, nur um wieder nichts Anständiges zu Essen zu bekommen. Der Rückweg zum Gästehaus war eine weitere Qual: im Prospekt stand 10 Minuten vom Zentrum, ich brauchte zu Fuß 40 Minuten.
Den dritten Tag ließ ich es ruhig angehen, wieso auch nicht, außer einem Besuch im Royal Museum hatte ich nicht viel vor. Und auch dort hielt ich mich nicht lange auf!
Nachdenklich betrachtete ich Deacon Brodies Tavern, nach dem Robert Louis Stevenson ja sein Buch “Dr. Jekyll & Mr. Hyde“ geschrieben hatte, und ließ mich dann am Vorplatz der St. Giles Kathedral nieder, um die Sonne zu genießen und einem Dudelsackspieler zu lauschen. Etwa zwei Stunden saß ich so da und lauschte, unterhielt mich zwischendrin mit dem Musiker, der schließlich, extra für mich, noch ein „Muss I denn, muss I denn zum Städele hinaus“ auf dem Dudelsack zum Besten gab.
Ein kurzer Bummel durch die Princess Mall und eine schier endlose Suche nach etwas Anständigem zu essen waren schließlich Schuld daran, dass ich wieder fast genauso fertig wie gestern im Gästehaus ankam.
Endlich raus aus Edinburgh und auf Entdeckungstour mit der Bahn hieß es am vierten Tag. Erstes Ziel Linlithgow – die St. Michaels Church mit ihrer Dornenkrone und der Palace, die sich malerisch an dem kleinen Lake erhoben, waren einfach traumhaft. Der Palace, der auf der saftig-grünen Wiese thront, ist eigentlich mehr eine Ruine, aber gerade das macht ihn so majestätisch. So stelle ich mir ein Castle vor, nicht restauriert (wie das in Edinburgh), sondern alt und verfallen, damit man seine Phantasie beschäftigen kann. Nur in so alten Gemäuern kann man die Könige speisen und die Waffen aufeinander treffen hören. Diese Gemäuer hatten etwas Mystisches. Nachdem ich mir einige Male den Kopf gestoßen hatte, weiß ich jetzt auch, dass die alten Schotten ziemlich klein waren.
Weiter ging’s, bzw. brachte mich die Bahn, nach Stirling. Wie ich später bemerken sollte, reichte für diese Stadt mit ihrer bewegenden Geschichte ein Tag (geschweige denn ein halber) nicht aus. Mein erster Weg führte mich zum Wallace Monument, was ich allerdings bald bereute, denn um Geld zu sparen verzichtete ich auf den Bus und ging lieber zu Fuß. Dadurch wurde ich mir erst der wahren Länge des Weges bewusst. Mit schmerzenden Füßen und leichter Atemnot kam ich nach unzähligen Treppen endlich oben an. Eine imposante Erscheinung erhob sich vor mir und gab eine wunderschöne Aussicht auf Stirling frei, was die Anstrengung auf jeden Fall wert war.
Allerdings entschied ich mich auf dem Rückweg dann doch für den Bus. Was noch zu erwähnen gilt, hier erheben sich die ersten Ausläufer der Highlands, grüne Hügel, deshalb war Stirling auch immer so begehrt, es war der einzige Weg in die Highlands. Wer Stirling hielt, hatte Schottland so gut wie in der Tasche. Nächster Halt: Bannockburn. Hier hatte Robert The Bruce seine Schlacht geschlagen und gewonnen. Im Nachhinein kann ich sagen, den Weg hätte ich mir auch sparen können, denn außer dem Visitorcenter und einer Statue von The Bruce erinnert nicht viel an die damalige Schlacht. Etwas enttäuscht fuhr ich weiter nach Stirling Castle, fast etwas spät, denn ich hatte nur noch eine halbe Stunde, bevor es endgültig schloss. Ich streifte etwas durch die Gassen, doch nach dem weiten Weg zum Wallace Monument konnte ich mich nicht mehr richtig daran erfreuen. Außerdem würde ich, um alles besichtigen zu können, mindestens zwei Stunden brauchen und nicht eine halbe, was den Entschluss nahe legte, wieder zu kommen.
Der fünfte Tag empfing mich mit dichten Wolken und eisigem Wind, das erste Mal seit ich Schottland betreten hatte verließ mich das gute Wetter. Mein Weg führte mich nach Dunfermline, um die Abbey und den Palace zu besuchen. Hauptsächlich interessierte mich hier das Grab von King Robert The Bruce. Die Abbey, eine sehr imposante Erscheinung, deren Turmkrone die Worte „King Robert The Bruce“ bildete, beherbergte unter der Kanzel das Grab des großen Königs – friedlich ruhend, bedeckt mit einer goldenen Grabplatte.
Von dem Palace ist leider nicht viel mehr übrig als einige Mauern, die einsam in die Höhe ragen und die einstige Pracht dieses Gebäudes nur erahnen lassen. Die Wendeltreppe zur Küche hinab führte mir wieder nahe, wie klein die Menschen damals gewesen sein mussten. Ich hatte echt Problem beim Abstieg und wenn man bedenkt, dass die Leute damals noch Tabletts mit Essen jonglierten, ist das eine wahre Meisterleistung. Ein Spaziergang im angrenzenden Pittencrief Park führte mich zu Malcom Canmores Tower, einer Ruine, von der nur noch eine hüfthohe Mauer steht. Im Park zeigte sich das schottische Tierleben von seiner zutraulichen Seite. St. Margrets Cave brachte mich dann durch einen Tunnel tief unter Dunfermline, hier hat diese beeindruckende Königin (Gemahlin von Malcom Canmore) im Stillen gebetet. Sie wurde schließlich sogar aufgrund ihrer Gutmütigkeit und Barmherzigkeit den Armen gegenüber heilig gesprochen.
Nach einem kurzen Shoppingbummel, der mich dann auch wieder unnötig Geld ausgeben ließ, brachte mich die Bahn zurück nach Edinburgh. Draußen blies hörbar eisiger Wind, die Bäume neigten sich vor und zurück und dichte Wolken umhüllten Arthurs Seat.
Heute, am sechsten Tag, ging es nach Melrose, um die Abbey, die mir von Sir Walther Scott und Theodor Fontane so bezaubernd geschildert wurde, endlich mit eigenen Augen zu sehen. Ich kann sagen, sie haben nicht übertrieben. Massiv stehen sie da, die Mauern, ehemals eine der reichsten Abteien Schottlands, nun nichts weiter als Ruinen. Aber es sind gerade diese Trümmer, die die bezaubernde, romantische Atmosphäre ausmachen. Ob Sir Scott mit seiner Behauptung „Willst du des Zaubers sicher sein, besuche Melrose bei Mondenschein, der Sonnenschein des Tages Licht, passt zu seinen Trümmern nicht!“ recht hatte? Gut möglich, dass die Ruine bei Nacht ein wahrhaft unglaublicher Anblick sein muss.
Eine ganze Zeitlang streifte ich durch das alte Gemäuer und verharrte schließlich an einem unscheinbaren Grab. Ein kleines Grab für einen großen König, oder besser gesagt, das Herz eines großen Königs. Hier lag es also, das Herz von Robert The Bruce. Sagen berichten, es sollte ins Heilige Land gebracht werden, wie es der Wunsch des sterbenden Königs war, leider schafften die Überbringer es nur bis Spanien und so kehrte es schließlich nach Schottland zurück. Der Grabstein zeigt ein Herz mit ineinander verschlungenen Bändern und den Worten: „A noble Hart may have nane ease. Gif Freedom failey!“
Genug in Trümmern gewandelt, jetzt ging’s zum hochgelobten River Tweed. Ich muss allen Lobpreisungen zustimmen, es ist großartig. Ich verharrte mal hier, mal dort und marschierte schließlich barfuß durch das kühle Nass. Das und der anschließende Spaziergang barfuß am Ufer entlang machten aus diesem Ausflug einen mehr als gelungenen Tag. Melrose ist immer einen Besuch wert und auch die Umgebung, die Borders, bezauberten mich unwahrscheinlich. Eines weiß ich ganz sicher, hierher komme ich zurück.
Die strapaziöse Busfahrt zurück hinter mir gelassen, freue ich mich auf meine morgige Abreise aus dieser nicht allzu tollen Unterkunft und dieser geschäftigen Stadt.
Am siebten Tag lag eine anstrengende und lange Busfahrt vor mir. Mit dem Zug in westliche Richtung mit Umsteigen in Glasgow kam ich schließlich nachmittags erschöpft und schwitzend in Oban an. Die Landschaft, die sich mir auf der Zugfahrt bot, war so wunderschön, dass sie mich neugierig machte. Grüne Hügel, mal bewachsen mit Bäumen, mal kahl, rauschende, sich dahin schlängelnde Flüsse – einfach traumhaft. Was mochte mich da noch alles erwarten?
Und Oban brach alle meine Vorstellungen, traumhaftes Wetter (über 25°C, ich musste meine kurzen Sachen auspacken!), wunderschöne Landschaft und eine bezaubernde Unterkunft.
Eine kleine Stadterkundung führte mich zu Mc’Caigs Tower, das Colloseum, das hoch über der Stadt thront und einen wundervollen Ausblick auf die Stadt und den Hafen bietet.
In der Ferne einige Inseln, die sich aus dem Meer erheben. Möwen, die sich am Ufer tummeln und versuchen, etwas Futter abzukriegen, einfach bezaubernd. Ich war erst ein paar Stunden hier und schon begeistert. Ein Abendessen in Mc’Tavish Kitchen mit Blick auf das Meer war ein gelungener Abschluss.
Eigentlich wollte ich am achten Tag die Whisky Distillery besuchen und den Ausflug zu den Inseln am nächsten Tag unternehmen, aber erstens kommt es anders, zweitens als du denkst! So ging’s um 10:30 Uhr mit der Fähre Caledonia Mc’Brayne nach Mull, die Überfahrt war zwar stürmisch und regnerisch (das erste Mal, seit ich Schottland betreten hatte!), aber trotz allem ein Erlebnis. Auf Mull bestieg ich dann den Bus nach Fionnoporth. Eine wundervolle Reise durch bezaubernde Landschaften mit grünen Hügeln, Flüssen, jeder Menge Tiere und einem mehr als lustigen Busfahrer. Ich verstand zwar nicht jeden seiner Witze, aber er redete ununterbrochen und erzählte Geschichten, hupte den Tieren zu – unglaublich lustig. In Fionnoporth bestieg ich das kleine Boot, das mich nach Staffa bringen sollte. Eine interessante Fahrt, links und rechts Inseln im leichten Nebel. Und dann breitete sie sich vor uns aus: grobe Basaltsäulen, die sich majestätisch aus dem Wasser erhoben. Zwei Höhlen, die größere bekannt als Fingals Cave. Sie bezauberte bisher jeden, der sie sah, Theodor Fontane berichtete begeistert von ihr und Mendelson Bartholdy widmete ihr sogar eine Overtüre (oder ließ sich von ihr dazu inspirieren!).
Wir machten unser Boot an einem kleinen Steg fest und stiegen aus dem auf den Wellen schaukelnden Schiff. Steil ging es die Stufen hinauf, um von dort oben einen wunderschönen Ausblick zu genießen. Es bot sich die Möglichkeit zum Vögelbeobachten oder zum Besuch von Fingals Cave. Ich entschied mich für die vielgepriesene Höhle, um mich von ihrer Magie bezaubern zu lassen. An einem Seil, als einzige Stütze, ging es einen glitschigen Pfad entlang. Und da war sie, breitete sich vor uns aus, Wände und Decken aus Basaltsäulen, die aussahen, als hätte sie jemand mit großer Mühe bearbeitet, aber der Baumeister waren die sich an den Wänden brechenden Wellen. Staffa, lass dich bezaubern!
Wankend ging es zurück an Bord und weiter nach Iona, hier begann die Christianisierung Schottlands. Vielleicht hatte ich einfach schon genug Kirchen und Abteien gesehen, um mich von dieser noch großartig beeindrucken zu lassen. Gegen Melrose kommt so leicht sowieso keine an, da bin ich voreingenommen. Die Insel an sich ist landschaftlich sehr schön mit ihren kleinen Buchten.
Manche gönnten sich ein Bad im kühlen Nass, aber so abgehärtet bin ich dann doch nicht. Eigentlich wollte ich die Gräber der großen Könige MacBeth und Co. sehen, aber entweder habe ich sie nicht gefunden, oder es ist nichts mehr davon übrig. Das Witzigste entdeckte ich auf dem Rückweg zum Boot, einen Spar-Markt zwischen den wenigen Häusern – und es gibt dieselben Produkte wie in Deutschland, verrückt. Die Rückfahrt war genauso amüsant wie die Hinfahrt, selbe Route, selber Fahrer! Ein toller Tag, ich lernte viele nette Leute kennen und sah einige bezaubernde Inseln. Mit einem Ehepaar aus Edinburgh und deren Gruppe machte ich es mir dann am Abend in deren Hotel mit jeder Menge Scotch Whisky gemütlich, bis ich schließlich betrunken den Weg zu meiner Unterkunft suchte.
Heute ist Sonntag und da soll man ruhen und nach der Feier gestern schlief ich auch aus. Als ich endlich aufbrach, schlenderte ich gemütlich am Ufer entlang in Richtung Dunollie Castle. Die Burgruine selbst ist nicht mehr im allerbesten Zustand (auch Warnschilder weisen darauf hin), so dass ich die Ruhe nur von außen genoss. Leider aber nicht sehr lange, denn ich wurde anscheinend verfolgt. Ein Mann, der mich schon auf der Straße angesprochen hatte, tauchte auf einmal im Torbogen auf, so dass ich mich dann doch schneller als gewollt auf den Rückweg machte. Am War Memorial ließ ich mich von der Sonne rösten und man wird es kaum glauben, aber ich bin hier richtig braun geworden – inklusive Sonnenbrand. Den Rest des Tages verbrachte ich mit Herumschlendern und Faulenzen. Am Abend stand dann der Scottish Evening in Mc’Tavish Kitchen auf dem Programm. Bei einem zwar teuren, aber sehr gutem Lammgericht genoss ich die schottische Musik mit Dudelsack, Violine und Akkordeon sowie die traditionellen Tanzeinlagen.
Am zehnten Tag hieß es Abschied nehmen vom sonnigen Oban. Auch hierhin muss ich einfach zurückkommen. Eine lange Fahrt lag vor mir: mit dem Zug bis Fort William und dann weiter mit dem Bus nach Inverness. Eine wunderschöne Landschaft, Hügel über Hügel, Flüsse und jede Menge Tiere, einfach bezaubernd. Über Fort William thront der höchste Berg Schottlands, der Ben Nevis. Leider verschlief ich die Hälfte der Fahrt. Als es allerdings am Loch Ness entlang ging, war ich wieder hellwach. Ich muss sagen, es ist kein Wunder, dass manche denken, sie hätten Nessie gesehen. Die Wasseroberfläche ist so unruhig, überall kräuseln sich kleine Wellen und die Wasseroberfläche scheint schwarz. Uruquart Castle beeindruckte mich sehr, auch wenn es durch eine Baustelle etwas geschändet war. Inverness selbst hat an Sehenswürdigkeiten nicht viel zu bieten, aber es ist eine schöne Stadt. Meine Unterkunft ist traumhaft, fast noch schöner als die in Oban (aber nur fast), man hat mir sogar einen Teddy aufs Bett gesetzt ;-).
Auf der Suche nach Nessie hieß es am elften Tag. Ich kaufte mir in der Touristinformation ein Ticket für eine Tour und schon ging’s los. Erst eine Busfahrt am River Ness entlang mit interessanten Geschichten und Informationen von unserem Fahrer. Ein kleiner Stop am Ufer des Loch Ness und einige Infos, die den letzten Glauben an ein Monster zerstörten, ehe es auf unser kleines Boot Jacobite Warrior ging, das uns sicher über den See brachte. Heute waren die Wellen mal ausgesprochen ruhig, das Wasser selbst so dunkel wie Tee, ein Vergleich, der nicht hinkt! Dann endlich Anlegen am Uruquart Castle. Ich finde es sehr bemerkenswert, wie diese Ruine das Loch überragt. Viel ist nun wirklich nicht mehr übrig von dieser einst prächtigen Burg, die zu den größten Schottlands zählte.
Als uns der Bus wieder aufnahm, entschied ich mich gegen einen Besuch im Monster Exhibition Center und stattdessen für einen „Trip up the Hills“. Der Busfahrer wusste über alles eine Geschichte und erzählte uns auch einiges über Aleister Crowley, der hier am Loch Ness wohnte und dessen Haus später vom Led Zeppelin Gitarrist Jimmy Page gekauft wurde. Die heutigen Besitzer haben alles, was an den „Hexenmeister“ erinnert, vernichtet und so kann man das Haus leider nicht besuchen. Wir besuchten eine kleine Töpferei mit wunderschönen Vase und genossen auf dem Rückweg nach Inverness noch einmal die Aussicht und die Geschichten unseres Busfahrers über William Wallace, Robert The Bruce und Bonnie Prince Charlie. Ich entschied mich spontan für eine Tour auf die Isle of Skye, wieso auch nicht, ich habe doch morgen noch nichts vor und freu mich schon riesig!
Ein ausgedehnter Spaziergang am River Ness entlang beendete diesen gelungenen Tag. Ich sah auf dem Weg auch ein wunderschönes Haus mit Vorgarten direkt am Fluss, es steht sogar zum Verkauf. Mein Traumhaus habe ich hiermit gefunden, fehlt nur noch der passende Schotte dazu 😉
Auf die Isle of Skye sollte es gehen, doch heute ließ mich das Wetter im Stich, es regnete, zumindest anfangs. Im türkisfarbenen Minibus starteten wir an der Touristinformation und fuhren am River Ness und dem Caledonion Kanal entlang zum Loch Ness, vorbei am Uruquart Castle immer in westlicher Richtung. Erster Halt war Eilan Donan Castle, das vielen aus den Highlander-Filmen bekannt ist und deshalb auch die meist fotografierte Burg Schottlands ist. Das Wetter mit dem leichten Nebel, der über dem angrenzenden Loch schwebt, gibt der Burg eine besondere Atmosphäre. Die Besichtigung war fabelhaft, in den Räumen war wirklich alles historisch korrekt wiederhergestellt, sogar das Essen in der Küche hat man nachgestellt ;-).
Über die Isle of Skye Bridge fuhren wir hinüber auf die Insel. Hügel über Hügel in den herrlichsten Farben, bewachsen vom typisch schottischen Mountain Heather. Lochs, Flüsse, Wasserfälle, schöne Buchten und zerfallene Häuser. Diese Insel ist landschaftlich sehr vielseitig, leider hatten wir nicht genug Zeit, um wirklich alles zu sehen. Auf dem Rückweg zum Festland nahmen wir eine Fähre, die gerade genug Platz für zwei Fahrzeuge bot und anfangs nicht sehr vertrauenerweckend aussah, aber wir sind sicher angekommen und konnten dann die Aussicht auf die in Nebel gehüllten Five Sisters of Kintail genießen. Gut, wir sahen zwar nicht viel, aber es war trotzdem schön.
Diese Tour war eine gute Entscheidung und sie hat mir auch gezeigt, dass Skye einen längeren Besuch wert wäre. Mit einem Kanadier, den ich auf der Tour kennen lernte, ließ ich den Abend in einem Pub ausklingen.
Am dreizehnten Tag hat mich schließlich das Wetter vollends im Stich gelassen, es goss wie aus Eimern als ich mich aufmachte zum Schlachtfeld Culloden Moor. Diesem Besuch habe ich am meisten entgegen gefiebert und er hat mich nicht enttäuscht. Im Visitorcenter ließ mich ein Film über die Umstände und die Schlacht erschaudern. Ich weiß nicht wieso, aber diese Schlacht bewegt mich am meisten. Es war ein trauriges Kapitel der schottischen Geschichte, viele starben in diesem Bürgerkrieg und standen dabei nicht nur Engländern sondern auch schottischen Verwandten gegenüber. Vieles hätte anders ausgehen können, hätten die Schotten zusammengehalten und einen fähigeren Anführer gehabt. Es war kein Kampf um Freiheit, sondern eine sinnlose Schlacht. Es ging viel um Religion, viele Schotten schlugen sich auf die Seite der Engländer, weil sie keinen katholischen König wollten oder weil sie einfach nicht an seine Sache glaubten. Traurig aber wahr. Ich war die einzige, die das Visitorcenter trotz strömenden Regens verließ und über das Schlachtfeld wanderte. Die Grabsteine der verschiedenen Clans, die hier ausgerottet wurden, standen am Wegesrand. Und durch das Wetter, den Nebel, der über dem Schlachtfeld hing, kam es mir vor, als könnte ich die Schreie und das Aufeinandertreffen der Waffen hören.
Dieser Ort ist so unpassend als Schlachtfeld. Alles wird überwuchert von Gestrüpp, der Boden ist matschig, ich frage mich wirklich wieso Bonnie Prince Charlie diesen Platz auswählte, das war doch reiner Selbstmord. Ich weiß nicht, ob eines der Bilder die Stimmung wirklich wiedergeben kann, aber ich habe sie gefühlt. Das Wetter hat dazu beigetragen, dass ich mir die Schlacht so richtig vorstellen kann. Mich hat dieser Besuch sehr beeindruckt und dieses ergreifende Ereignis rührt mich zu Tränen.
Heute hieß es Goodbye Inverness, schade. Auf der Zugfahrt zurück nach Edinburgh sah ich die Hills, Glens und Rivers, die Schottland ausmachen. Ein Grund wiederzukommen, um auch den Rest des Landes zu sehen. In Edinburgh schaffte ich es endlich, noch eine Whiskey Distillery zu besuchen. Ich erfuhr einiges über die Geschichte und die Herstellung des Single Malt Whiskeys und legte mir auch gleich einen Vorrat an. Mein Abendessen nahm ich heute in Deacon Brodies Tavern ein, ein wirklich schönes Pub. Schade, dass es morgen wieder nach Hause geht.
Mein Fazit ist: ich werde wiederkommen. Schottland ist wunderschön – eine ideale Kombination aus Natur, Geschichte und Sagen. Hier kann man träumen, seine Phantasie anregen und manche Orte schaffen es sogar, einen zu Tränen zu rühren. Es gibt noch viel anzuschauen, ich werde das sicher irgendwann anpacken. Auch kann ich die Fortbewegungsmittel Bus und Bahn sehr empfehlen, man muss vielleicht manchmal Geduld haben, vor allem bei der Bahn, aber wenn wir im Urlaub keine Zeit haben, wann dann?
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