Madeira – Die Insel des ewigen Frühlings 02.12.-09.12.2010

02.12.2010
Nach dem Wintereinbruch der letzten Tage und vor allem der weißen Hölle des vorhergehenden Tages war nicht nur die Fahrt zum Flughafen abenteuerlich. Der Start unserer Air Berlin Maschine verzögerte sich um ca. 45 Minuten, da erst die Tragflächen enteist werden mussten. Unser Kapitän überbrachte uns diese Mitteilung jedoch mit soviel Humor, dass die Wartezeit alles andere als unangenehm war. Alle warteten auf den Alkoholdampf, der laut seiner Aussage eventuell ins Kabineninnere dringen kann, am witzigsten war sein Hinweis, dass Alkohol in gewissen Mengen ja gesund sei ;-). Auch der Flug war teilweise sehr turbulent und wir waren froh, endlich auf der Atlantikinsel zu landen. Der erste Eindruck der Insel: sehr schön, bergig, viel Natur und schöne weiße Bungalows, von denen jeder eine eigene Bananenplantage zu haben schien. Mein persönlicher Vergleich bedarf viel Fantasie, aber wenn es keine Häuser, Straßen und Menschen auf Madeira geben würde, hätte die Insel ein etwa den den Charakter von Jurassic-Park. Die Temperaturen waren mit um die 20 Grad mit Sonne sehr angenehm, vor allem wenn man bedenkt, dass wir heute morgen bei -9 Grad gestartet sind. Die Steilküsten sind spektakulär und zeigen sofort, dass dies keine Badeinsel ist. Unser Hotel Jardim Atlantico liegt im Südwesten der Insel hoch über dem Meer und bietet einen tollen Ausblick auf den Atlantik.

Ausblick Jardim Atlantico

Ausblick Jardim Atlantico

Von dort gehen auch viele Wanderwege ab und es ist damit die ideale Unterkunft für Naturfreunde. Nach zweistündigem Seminar war der erste Tag damit auch schon vorbei und nach dem frühen Aufstehen heute freute sich auch jeder auf sein Bett.

03.12.2010
Halbwegs ausgeschlafen wunderten wir uns um 7 Uhr über die stockfinstere Nacht, da ich davon ausging, dass es – je näher man dem Äquator kommt – doch auch eher hell werden sollte. Um 07:30 Uhr fing es dann auch endlich an zu dämmern und kurz vor der Abfahrt vom Hotel wurden wir von strahlendem Sonnenschein begrüßt. Leider änderte sich dies sehr schnell, denn schon auf dem Weg nach Funchal fing es immer wieder an zu regnen. Der Bus entließ uns am Parque de Santa Catarina und wir spazierten hindurch und die Straße entlang bis zur Kathedrale, eine wirklich schöne Kirche mit vielen kleinen Altären für diverse Heilige neben dem Hochaltar. Die Decke aus Zedernholz mit Elfenbeinintarsien war ebenfalls sehr beeindruckend.

Kathedrale von Funchal

Kathedrale von Funchal

Danach ging es durch die Einkaufsstraße zur Markthalle, wo wir uns mit den einheimischen Obst- und Gemüsesorten vertraut machten und auch etwas übers Ohr gehauen wurden.

Markthalle

Markthalle

Mein Tipp: doch lieber im Erdgeschoss einkaufen, als im touristischen Obergeschoss. Für mich das beste Obst war die Tomatenfrucht, die man aufschneidet und den Inhalt trinkt. Am witzigsten ist der sogenannte Witwentröster, die Form spricht für sich: eine Art Ananas in Gurkenform. Nach der Erkundung der Fischhalle ging es dann durch die Altstadt zur Seilbahn nach Monte. Die Seilbahnfahrt bot einen tollen Ausblick auf Funchal und seinen Hafen. Die vielen weißen Bungalows, die sich den Berg hinaufschlängeln, sind wunderschön.

Häuser von Funchal

Häuser von Funchal

Oben kann man dann den Botanischen Garten besichtigen, wir spazierten jedoch weiter zur Quinta de Monte, einem alten Herrenhaus und unserer ersten Hotelbesichtigung. Die tolle Gartenanlage mit eigener Kapelle und der schöne Ausblick laden vor allem am Abend zu einem romantischen Glas Wein ein. Nicht weit entfernt erhebt sich die Kathedrale Nossa Senhora de Monte mit dem Grab des letzten österreichischen Kaisers, der hier in Verbannung starb. Nachdem wir die Frauen von Monte beim Putzen gestört hatten, da am nächsten Tag eine Hochzeit und eine Beerdigung stattfinden sollten, kam das absolute Highlight: Die Korbschlittenfahrt zurück nach Funchal.

Korbschlittenfahrt

Korbschlittenfahrt

Es war ein tolles Erlebnis, rasant ging es hinab und man hatte oft das Gefühl, die nächste Hausecke zu streifen oder von einem Auto überfahren zu werden, aber unsere Schlittenführer verstanden ihren Job natürlich. Trotz der 25€, die man zu Zweit zahlen muss, plus die 10€ für das Foto, sollte man sich dies nicht entgehen lassen, es lohnt sich. Danach gab es weitere Hotelbesichtigungen: Das altehrwürdige Reids Palace ist Geschmackssache, hat aber natürlich ein gewisses Flair, für mich war jedoch das Porto Mare Residence viel schöner. Danach blieb in unserem Übernachtungshotel kurz Zeit zum Frischmachen, bevor es schon wieder zum Calheta Beach mit Hotelbesichtigung und Abendessen ging. Dieses Hotel ist ebenfalls sehr schön und hat sogar einen künstlich angelegten Sandstrand direkt davor, auch wenn der bei diesem Wetter nicht wirklich genutzt werden konnte. Da die Bar im Jardim Atlantico schon um 23 Uhr geschlossen hatte, blieb uns heute nur ein Absacker ohne Getränke im Kaminzimmer unseres Hotels.

04.12.2010
Das Wetter hat uns nun wohl komplett im Stich gelassen, der Wind ist mittlerweile richtig stürmisch und es ist so neblig, dass man nicht einmal mehr das Meer sieht.

Madeira im Nebel

Madeira im Nebel

Heute stand das Art-Deco Museum Casa des Mudas auf dem Programm. Wer auf Kunst steht, ist hier sicher richtig, für mich war das ganze weniger beeindruckend. Man hat vom Museum aus auf jeden Fall einen tollen Ausblick auf Calheta und wir machten nach dem Besuch unsere eigene Kunst vor der Wanddekoration. Dann gings nach Calheta in den Supermarkt, damit wir heute abend beim Absacker nicht wieder auf dem Trockenen sitzen. Da nicht mehr viel auf dem Programm stand, genossen wir nach dem Mittagessen im Cafe des Museums den Indoorpool und die Sauna unseres Hotels. Bei dem ekligen Wetter einfach traumhaft. Nach so einem entspannten Nachmittag fiel das Aufraffen am Abend natürlich entsprechend schwer, aber es lohnte sich, denn das Abendessen bestand aus traditionellen Lorbeer-Spießen im Restaurant der Quinta do Estreito, ein typisches Gericht der Insel. Nach einer Hotelbesichtigung klang der Abend bei guter Stimmung in unserem Kaminzimmer aus.

05.12.2010
Der Tag begann grau, oder eher weiß, da der Nebel so dicht war, dass man fast gar nichts sah und der Regen das ganze nicht unbedingt besser machte. Ein Wetter wie gemacht zum Wandern! Mit unserem lustigen Führer Maurizio, dem Rezeptionisten des Hotels und gleichzeitig Bürgermeister von Prazeres, erkundeten wir den Ort mit seinen interessanten und unterhaltsamen Ausführungen. In der schönen Kirche gab er dann sogar noch ein Ave Maria zum Besten, was mich sehr beeindruckte und für Gänsehaut sorgte.

Kirche von Prazeres

Kirche von Prazeres

Auf dem Weg zur Bäckerei für Kartoffelbrot wurden wir dann so richtig geduscht und als wir uns alle in der engen Bäckerei drängten, sorgte ein Gewitter noch für einen kurzzeitigen Stromausfall. Nass und zusammengefroren machten wir in einem kleinen Wirtshaus Pause, um uns mit einem Poncha, einem Nationalgetränk, wieder aufzuwärmen.

Blumen

Blumen

Unser Guide erzählte unglaublich viel über die Blumen, die Höhlenwasserspeicher und den Ort an sich und am Friedhof erfuhren wir, dass die Leute, wenn sie das Grab nicht fest kauften, nach fünf Jahren wieder ausgegraben werden, um die Gräber neu zu vergeben. Nächster Stopp unserer Wanderung war die Quinta Pedagogica, wo wir uns mit Tee und Marmelade eindeckten und die Katze knuddelten, manch einer verfiel auch in einen Shoppingrausch und kaufte den halben Laden leer. Bevor es zurück ging, schlenderten wir noch durch den angrenzenden Tiergarten und ich ließ mich von Eseln beißen, knuddelte mit Schafen und nahm Acht vor Lamas und Emus. Auf dem Rückweg kurzer Stopp an der Markthalle, wo sonntags immer der Bauernmarkt stattfindet. Der Abend stand ganz im Sinne der Folklore, es ging nach Camara de Lobos ins Fischrestaurant, wo uns neben leckerem Fisch auch noch interaktive Beteiligung an traditionellen Tänzen erwartete. Ein tolles Erlebnis, das jegliche Kalorien gleich wieder verbrannte. Der Abend klang, wie sollte es anders sein, wieder im Kaminzimmer aus.

06.12.2010
Da das Wetter noch schlechter geworden war, konnten wir die Levada nach Rabacal nicht wandern, doch die Rezeption empfahl uns eine Fahrt in den Nordosten, wo das Wetter wohl besser sei. So brachen wir auf und bekamen noch eine Inselrundfahrt, vor allem im Osten war strahlender Sonnenschein. Auch als wir bei Fajal in die geplante Levada am Adlerfelsen einstiegen, war uns das Wetter noch gut gesonnen, jedoch dauerte dies nicht lange an.

Adlerfelsen

Adlerfelsen

Als sich der Rückweg schon nicht mehr lohnte, goss es plötzlich wie aus Strömen. Trotz der nassen Klamotten war die Wanderung aufgrund der Landschaft wunderschön. Der Weg war teilweise schwierig, da Bäume herübergebrochen und die Wege überflutet waren, aber nichts ist unmöglich.

Levadas

Levadas

Als wir durchnässt das Cafe erreichten, wo uns unser Busfahrer wieder abholen sollte, kam die Sonne erneut hervor und trocknete uns innerhalb kürzester Zeit. Nach heißer Schokolade, Poncha und Insektenangriff war es dann auch Zeit zum Aufbruch und wir fuhren nach Santana, um die dort typischen Häuser zu besichtigen.

Santana

Santana

Diese sind zwar sehr schön, aber der Welpe des Hausbesitzers stahl ihnen leider die Show. Als uns der Bus am Hang wieder abholte, machte sich auch noch die Orange aus einem Lunchpaket selbstständig, rollte munter bergab und ließ sich erst von einem Zebrastreifen stoppen ;-). Die beiden Hunde ließen sich ihren Stammplatz mitten auf der Straße jedoch weder von der Orange noch von unserem Bus streitig machen. Die Rückfahrt ging durchs Landesinnere, bei strömendem Regen durch enge Straßen und beeindruckende Landschaften. Am Abend stand Essen in der Pousada dos Vinhaticos mit Hotelbesichtigung auf dem Programm. Das alte umgebaute Forsthaus ist wunderschön und die 5 Gänge brachten uns an den Rande des Zusammenbruchs, doch der Abend war noch nicht vorbei. Als wir nach 23 Uhr zurück ins Hotel kamen, baute gerade der Liveact des Abends ab – Ferdinando, der möglicherweise nächste Kandidat für Portugal beim Grand Prix. Da wir seine Show verpasst hatten, wollte er uns ein Privatkonzert im Kaminzimmer geben. Wir rechneten mit zwei oder drei Liedern und fanden das anfangs noch sehr lustig, als er allerdings nicht mehr aufhörte und letztlich über eine Stunde daraus wurde, war es mehr einschläfernd. Außerdem versorgte uns der Musiker noch mit einer Gesundheitsberatung, demnach man abends weder etwas Essen noch Trinken und schon gar nicht rauchen sollte. Angesichts unseres 5-Gänge-Menüs und den am Tisch stehenden Flaschen war die Beratung natürlich unsinnig. Als er endlich gegangen war, amüsierten wir uns prächtig und vielleicht war es seine Rache, aber dann schlitterten wir prompt ins nächste Abenteuer: Auf dem Weg zu den Zimmern blieben wir im Aufzug stecken. Dieser kam nicht sehr weit, denn er erreichte nicht einmal den 1. Stock, sondern stoppte schon kurz nach dem Erdgeschoss. Der Nachtportier telefonierte sich die Finger wund und wir wurden nach einer Stunde vom Techniker befreit. Zum Glück ließ sich die Tür aufstemmen, so dass durch die zehn Zentimeter, die die Tür vom ersten Stock zu sehen war, etwas Sauerstoff hereinkam, ansonsten, glaube ich, hätte es nicht lange gedauert und wir wären zusammengeklappt. Etwas Panik erfasste jeden, aber es ging auch jeder anders damit um, am einfachsten schien es mit schallendem Gelächter. Die Situation war aber auch zu lustig, vor allem wenn man den vorhergegangenen Abend und die vielen Flaschen betrachtete, die wir bei uns trugen.

07.12.2010
Erschöpft nach einer viel zu kurzen Nacht ging es gleich zum nächsten Abenteuer: Bäumepflanzen auf der Hochebene Paul da Serra, sozusagen eine Aufforstungsmaßnahme unseres Hotels. Leider war die Aktion durch das schlechte Wetter etwas verplant und nachdem die überschwemmten Bäche immer reißender wurden, kehrten wir wieder um.

Hochebene Paul do Serra

Hochebene Paul do Serra

Einige liefen weiter und pflanzten am Ende wirklich Setzlinge. Wir anderen warteten genervt und durchnässt im Bus. Die Landschaft hier oben erinnert etwas an die Schottischen Highlands und wäre ohne Regen bestimmt sehr beeindruckend gewesen. Am Picknickplatz, einem Forsthaus, sollte es dann über dem Feuer gegrillte Lorbeerspieße geben. Bei schönem Wetter bestimmt traumhaft, aber da der Rauch durch den Regen und Nebel nicht abziehen konnte, staute er sich in der Hütte und wir waren trotz des leckeren Essens fix und fertig. Um wieder einigermaßen warm zu werden, half hier nur noch 15 Minuten heiße Dauerbrause im Wellnessbereich. Der Nachteil hierbei ist allerdings, dass man davon müde wird, und so wurde die anschließende Hotelbesichtigung unseres Übernachtungshotels Jardim Atlantico mit Ausführungen zu den vielen Umweltstandards sehr anstrengend.
Am Abend stand die Hotelbesichtigung mit Abendessen im Designhotel Ponta do Sol auf dem Programm, hier war der Altersdurchschnitt im Gegensatz zu den bisherigen Hotels um einiges niedriger. Da die Erschöpfung der vorherigen Nacht noch in den Knochen steckte, sollte es heute keinen Absacker im Kaminzimmer geben.

08.12.2010
Das erste Mal weckte uns wirklich strahlender Sonnenschein und gleich steigt man ganz anders aus dem Bett. Wir genossen die wärmenden Strahlen, um dann – wie soll es auch anders sein – in den Regen zu fahren. Unser Ziel heute: Porto Moniz. Auf dem Weg dorthin stoppten wir aber noch bei gutem Wetter am Leuchtturm von Ponta do Pargo, dem westlichsten Punkt Madeiras, wo sich uns eine spektakuläre Aussicht auf die wild zerklüftete Küste bot und zu einem Fotoshooting einlud.

Steilküste bei Ponta do Pargo

Steilküste bei Ponta do Pargo

Die Anfahrt nach Porto Moniz bot einen tollen Ausblick auf den nicht sehr großen Ort mit seinen Meerwasserschwimmbädern aus Vulkangestein.

Porto Moniz

Porto Moniz

Außerdem gibt es ein Aquarium in einem alten Fort, also jede Menge zu entdecken. Wir besichtigten das Hotel Moniz Sol und fuhren danach die Nordküste entlang nach Sao Vincente. Unterwegs durchquerten wir beeindruckende Täler und passierten viele Wasserfälle. In Sao Vincente scheint ein Spot für Surfer zu sein, denn es waren unglaublich viele Wellenreiter auf der Suche nach der perfekten Welle zu sehen. Wir unternahmen einen kleinen Spaziergang durch die wunderschöne Altstadt, bevor wir durchs Landesinnere zurück fuhren. Später gings zum letzten Abend nach Funchal. Die Weihnachtsbeleuchtung ist unbeschreiblich und sehr beeindruckend. Wir liefen, wieder im Regen, an der Hafenpromenade entlang zum Restaurant Fortress Sao Tiago im alten Fort und schlemmten dort ein letztes Mal. Nach gemütlichem Beisammensein im Kaminzimmer war auch der letzte Tag vorbei.

09.12.2010
Madeira gab noch einmal alles und verabschiedete uns mit strahlendem Sonnenschein bei einem kurzen abschließenden Shoppingbummel in Funchal, welches heute aufgrund des Anlegens dreier Kreuzfahrtschiffe sehr überlaufen war. Neben der AIDA Blu lagen auch noch „Mein Schiff“ und das Traumschiff MS Deutschland vor Anker, hierbei sah man erst einmal, was für einen gewalten Größenkontrast die neuen Schiffe gegenüber dem Traumschiff haben.

Hafen von Funchal

Hafen von Funchal

Nach Duty Free Shopping auf dem Weg über das Rollfeld zum Flieger erinnerte uns die Insel aber doch noch einmal an die letzten Tage und ließ erneut Regen fallen. In Nürnberg dann das krasse Gegenteil, Schnee und Glatteis, was erneut zu einer abenteuerlichen Heimfahrt führte.

Fazit:
Eine tolle Woche auf einer beeindruckenden Insel, die ich auf jeden Fall wieder besuchen werde und die mich trotz schlechtem Wetter überzeugt hat – zum Frühling gehört eben auch Aprilwetter. Madeira ist eine Aktivinsel und hat in dem Bereich viel zu bieten. Mein Plan fürs nächste Mal: Wandern, Canyoning und Mountainbiken und vielleicht auch Surfen, wer weiß. Danke auch an die wirklich tolle Gruppe für eine Menge Spaß und Abenteuer ;-).