Azoren – Inselperlen im wilden Atlantik 16.10.-20.10.2013

Wo die Azoren liegen, wissen die meisten Menschen nicht so genau. Die Antworten lauten wohl: Irgendwo im Westen, da wo das Azorenhoch herkommt. Und es stimmt. Die Azoren sind der westlichste Punkt Europas, gehören zu Portugal und liegen weit im Atlantik. Die Inselgruppe besteht aus neun größeren und mehreren kleineren Inseln, wovon die westlichste, Flores, ein wahres Naturparadies ist. Wobei – Naturparadiese sind sie alle. Mein fünftägiger Ausflug beschränkte sich leider nur auf die größte Insel Sao Miguel, aber auch diese hat viel zu bieten.

Mit SATA flogen wir von Frankfurt nach Ponta Delgada und wurden am sehr übersichtlichen Flughafen von angenehmen 20 Grad erwartet. Wir bezogen unser Quartier im Hotel Royal Garden – ein wunderschönes Hotel, im asiatischen Stil – und freuten uns auf die nächsten Tage.

Ursprünglich war für den zweiten Tag eine Walsafari geplant, da aber die Chancen sehr schlecht standen, weil die Wale „wohl einen Ausflug machten“ , verschoben wir diesen und lernten erst einmal die Hauptstadt Ponta Delgada zu Fuß kennen. Es gibt unglaublich viele Klöster und Kirchen.

Kloster in Ponta Delgada

Kloster in Ponta Delgada

 

In einem davon, im Kloster Nossa Senhora de Esperanca, befindet sich eine Christusstatue, die inbrünstig angebetet wird. Es war faszinierend, den Gläubigen zuzuschauen. Wir spazierten am Regierungsgebäude vorbei die Straße des 6. Juni entlang und kamen schließlich zum Museum Carlos Machada, wo wir für nur € 1,- die Ausstellung über sakrale Kunst bewundern konnten. Im ersten Moment klingt dies nicht sehr interessant, aber das Gebäude mit all den Kunstwerken ist doch sehr beeindruckend.

Villa in Ponta Delgada

Villa in Ponta Delgada

Am Theater vorbei erreichten wir die Markthalle, wo wir noch die Reste des Angebots an Obst, Gemüse, Käse, Fisch und vielen anderen Sachen betrachteten und uns bei manchem auch zum Probieren hinreißen ließen. An der Hafenpromenade entlang erreichten wir das Hotel Talisman, wo wir nach der üblichen Besichtigung ein sehr leckeres Mittagessen aufgetischt bekamen. Das Hotel ist wirklich schön, ein kleines Boutiquehotel inmitten der Stadt mit einem traumhaften Ausblick vom Pool auf der Dachterrasse.

Igreja Matriz de Sao Sebastiao

Igreja Matriz de Sao Sebastiao

Am Nachmittag erwartete uns eine Jeep Safari nach Sete Citades.

Nordküste von Sao Miguel

Nordküste von Sao Miguel

Zuerst noch auf den normalen Straßen unterwegs, wechselten wir schon zu den Lagoas Empadadas zu offroad. An beiden Seen pfiff der Wind eisig und es zogen sich beeindruckende Nebelschwaden über die Seen.

Lagoas Empadadas

Lagoas Empadadas

Im Anschluss führte uns unser Weg am Kraterrand entlang mit immer wieder neuen faszinierenden Ausblicken auf die beiden Seen Lagoa Azul und Lagoa Verde, die ineinander übergingen, und den Ort Sete Citades.

Kraterrand des Lago Azul & Lagoa Verde

Kraterrand des Lago Azul & Lagoa Verde

 

Lago Azul & Lagoa Verde

Lago Azul & Lagoa Verde

Überall war der Weg von weißen und blauen Hortensien gesäumt. Auf dem Rückweg passierten wir noch den Lagoa de Santiago und den Vista do Rei, wo wir nochmals einen wunderschönen Blick auf den grünen und blauen See hatten. Gegenüber vom Aussichtspunkt befindet sich ein verfallenes 5-Sterne-Hotel, das nur ein halbes Jahr in Betrieb war und seitdem leer steht und von der Natur vereinnahmt wird. Hier hätte man wohl die perfekte Kulisse für einen Horrorfilm ;-). Unser Abendessen nahmen wir heute nach einer weiteren Hotelbesichtigung im Hotel Marina Atlantico ein und spazierten im Anschluss gemütlich zurück zu unserem Hotel.

Am nächsten Tag stand ein Ganztagesausflug nach Furnas an. Auf dem Weg dorthin besuchten wir in Lagoa eine Keramikfabrik, wo man uns vorführte wie die Keramik gebrannt und bemalt wird. Man kann dort sehr schöne Souvenirs erstehen. Über Agua de Alto fuhren wir bis Vila Franca do Campo die Küstenstraße entlang und hatten spektakuläre Ausblicke auf die Küstenlinie. Dann ging es Richtung Inselinneres. Der Weg bot einen guten Einblick in die Vegetation der Azoren. In Furnas gab es dann Gelegenheit für ein Bad im Thermalbecken des Terra Nostra Parks. Das sehr eisenhaltige Wasser bedarf aber hinterher längeren Abduschens und es bietet sich auch an, anstatt ein eigenes Handtuch zu benutzen eines der dortigen, braunen Handtücher zu leihen. Im Anschluss oder stattdessen kann man auch einen Spaziergang durch den botanischen Garten machen, welcher mit seinen schwarzen Schwänen, seinen Ginko- und Palmenalleen und unzähligen anderen Pflanzenarten einen Besuch lohnt. Schon am Eingang wird man von einem neuseeländischen Weihnachtsbaum beträchtlichen Ausmaßes begrüßt.

Schwarze Schwäne im Botanischen Garten

Schwarze Schwäne im Botanischen Garten

 

Botanischen Garten von Furnas

Botanischen Garten von Furnas

In Lagoa de Furnas empfingen uns dann die heißen Quellen und blubbernden Schlammlöcher mit starkem Schwefelgeruch.

Lagoa de Furnas

Lagoa de Furnas

Heißen Quellen am Lagoa de Furnas

Heißen Quellen am Lagoa de Furnas

Wir konnte außerdem beobachten, wie der landestypische Eintopf aus verschiedenen Fleischsorten, u.a. Eselfleisch, und verschiedenen Gemüsesorten in Töpfen im Boden gegart wird, den wir uns später im Restaurant Tony’s in Furnas schmecken ließen. Nach einer weiteren Hotelbesichtigung des Hotels Terra Nostra Garden und einem Besuch der heißen Quellen von Furnas genossen wir den atemberaubenden Ausblick vom Aussichtspunkt Pico do Ferro am Kraterrand auf die Stadt und den See. Die Weiterfahrt führte nach Norden zur Teefabrik Gorreana, wo wir uns nach einer Besichtigung mit Tee eindeckten. Im Vergleich zu Sri Lanka, wo ich ebenfalls schon eine Teefabrik besucht habe, war hier alles viel maschineller ausgerichtet. Aber der Tee schmeckt natürlich trotzdem sehr gut. Ein letzter Blick auf die Steilküste vom Aussichtspunkt Baia de Santa Iria war uns gewährt, bevor es durchs Landesinnere zurück nach Ponta Delgada ging.

Steilküste

Steilküste

Im Hotel The Lince gab es heute nach einer Hotelbesichtigung das Abendessen. Beim Rückweg entdeckte ich endlich auch auf den Azoren einen Geocache und wir genossen am Hauptplatz im Café Central ein Bier bei Livemusik an diesem lauen Sommerabend. In der Stadt sind abends viele skurrile Gestalten unterwegs. So trafen wir einige mit schwarzen Umhängen, eine Gruppe machte eine Polonaise durch die Straßen, wieder andere waren im Pfadfinderoutfit unterwegs und endlich sahen wir auch den Fisch, nach dem überall auf Aufklebern und Plakaten gesucht wird. Studentenhumor a la Azoren ;-).

Am letzten Tag ging es auf Walsafari. Ausgerüstet mit bodenlangen Regenmänteln und Schwimmwesten machten wir nicht den Eindruck von erfahrenen Seebären. Mit einem Fieberglasboot ging es hinaus auf den weiten Atlantik, immer weiter weg von der Küste. Bei der Ausfahrt aus dem Hafen kreuzten wir den Weg eines gerade einlaufenden Kreuzfahrtschiffes der Holland America Line, neben dem wir mickrig wirkten. Zu Beginn sahen wir gleich mehrere Gruppen Delfine. Die großen Tümmler begleiteten unser Boot und präsentierten sich immer wieder mit beeindruckenden Sprüngen.

Delfine vor den Azoren

Delfine vor den Azoren

Auch an der nächsten Stelle erwarteten uns Delfine, nur leider war von Walen weit und breit nichts zu sehen. Aber so ist das eben mit der Natur, eine Garantie gibt es nie. Das Wetter war uns wie auch schon die letzten Tage wohlgesonnen und so genossen wir das Wasser, das bei der schnellen Rückfahrt über die Reling spritzte. Stellenweise erinnerte die Rückfahrt an Wildwasserrafting.

Felseninseln

Felseninseln

Mit dem Bus fuhren wir im Anschluss nach Santa Barbara, wo wir im Restaurant Cavalo ein leckeres, landestypisches Mittagessen bekamen. Bei Capelas fuhren wir die mit 7km längste, gerade Straße der Azoren entlang und warfen einen Blick auf die faszinierenden Gesteinsformationen vor der Küste und den wilden Nordatlantik, der sich an den Felsen brach.

aufpeitschende Wellen an derSteilküste

aufpeitschende Wellen an der Steilküste

Im Anschluss spazierten wir noch durch die wunderschöne Stadt Ribeira Grande, die in meinen Augen wesentlich schöner ist als Ponta Delgada.

Ribeira Grande

Ribeira Grande

Über einen Berg und vorbei am Lagoa de Fagos, wo uns wieder traumhafte Ausblicke gewährt wurden, ging es zurück in die Hauptstadt, vor deren Toren wir noch eine Ananasfarm besuchten.

Am nächsten Tag weinte der Himmel, als wir abreisten, und wir nahmen das Azorenhoch mit Verzögerung wegen technischen Problemen mit nach Deutschland.

Fazit: Die Azoren sind wunderschön und man sollte wirklich mehr als eine Insel besuchen. Bei einem Vortrag über die anderen Inseln bekam man richtig Lust auf mehr. Vor allem Flores, die westlichste Insel des Archipels, hat es mir angetan.