In Deutschland starteten wir bei bewölktem, teils regnerischem Wetter und kamen nach 2 Stunden im verschneiten Oslo an. Gut, das ist vielleicht etwas übertrieben, aber es schneite große Flocken und die Landschaft zwischen Flughafen und Stadt war leicht angezuckert.
In der Stadt blieben von der weißen Pracht leider nur Regen und große Pfützen übrig. Unsere Unterkunft für die nächsten Tage war das altehrwürdige Grand Hotel an der Karl-Johans-Gate, in dem alles, was Rang und Namen hat, normalerweise absteigt, u.a. auch die Besucher und natürlich die Gewinner der Nobelpreisverleihung. Bei einer Führung durch das historische Gebäude wandelten wir auch auf genau deren Spuren. Das ganze Hotel ist beeindruckend, aber als uns dann auch noch die Nobel-Suite geöffnet wurde und wir die Bilder der Preisträger im Eingangsbereich betrachten konnten, waren wir in gewisser Weise ergriffen. Im Anschluss spazierten wir die Karl-Johans-Gate entlang, um einen ersten Eindruck von der norwegischen Hauptstadt zu bekommen.
Wir bewunderten die historischen Gebäude und die verschiedenen Statuen, die den Weg säumten, u.a. die des Gründervaters Christian IV. Vor dem Nationaltheater flankieren die Statuen der beiden norwegischen Theatergrößen Ibsen und Bjoernson den Eingang und ein Blick auf das Programm zeigte uns, dass Ibsens Peer Gynt aktuell auch auf dem Spielplan stand.
Im Restaurant „Oro“ des Sternekochs Terje Ness aßen wir zu Abend. Vormals hatte dieses Restaurant einen Michelin-Stern, den es aber nach dem zwischenzeitlichen Weggang des Kochs verloren hat. Nun ist Terje Ness zurück und versucht sich seinen Stern wieder zu erkochen. Das Essen war nach meinem Empfinden sehr lecker. Es gab eine Vorspeise mit Riesengarnele, einen Hauptgang mit Kabeljau und eine unbeschreiblich gute Nachspeise mit Creme Brûlée und Moltebeeren. Zur Verdauung unternahm ich im Anschluss einen kleinen Spaziergang hinunter zum Hafen, wo sich mir ein nächtlicher Blick auf die Akershus-Festung sowie viele alte Segelschiffe und natürlich auch das Rathaus bot.
Der erneut einsetzende Regen jagte mich jedoch bald zurück ins Hotel.
Der zweite Tag begannso, wie der erste aufgehört hatte: sehr regnerisch. Mit der 48h Oslo-Card fuhren wir mit dem Bus auf die Halbinsel Bygdö zur perfekten Beschäftigung bei so einem Wetter: Museumsmarathon. Zu Beginn wandelten wir im Fram-Museum auf den Spuren von Fridjof Nansen und Roald Amundsen in polaren Gefilden. Fasziniert betrachteten wir die Schiffe Fram und Gjoa, mit dem beide Forscher ihre Fahrten unternommen hatten.
Gespannt lauschten wir den Geschichten unserer Reiseleiterin und betrachteten fasziniert die Bilder. Interessant fand ich auch den Gang durch „das ewige Eis“, wie ich es einfach mal nenne. In einem abgetrennten Bereich, den man durch eine dicke Türe betritt, wird man von polaren Temperaturen, Menschen mit abgefrorenen Gliedmaßen sowie einer Eisleiche empfangen ;-).
Durch den Regen sprangen wir dann in wärmere Gefilde und wandelten im benachbarten Kon-Tiki-Museum auf den Spuren von Thor Heyerdal. Die beiden Schiffe Kon-Tiki und Ra sowie die ganze Geschichte seiner Expeditionen waren beeindruckend.
Der Dokumentationsfilm zur Kon-Tiki-Expedition hat sogar einen Oscar gewonnen, welcher natürlich ebenfalls im Museum ausgestellt ist. An der Haltestelle Fredriksborg legten wir in einem Café eine kleine Pause ein und ich ließ allen Ernstes für einen Käsekuchen und einen Tee knapp € 15,-. Das ist eben Norwegen und da es sehr lecker war, war es mir das auch wert. Frisch gestärkt reisten wir um gute 1000 Jahre in der Zeit zurück und betrachteten die riesigen Schiffe im Vikingsskeppmuseet. Das Gokstad- und das Osebergschiff sowie die vielen Grabbeigaben, allen voran ein kunstvoll beschnitzter Wagen und zwei Schlitten, zogen uns in ihren Bann.
Die Wikinger waren mit ihren wendigen Schiffen mit wenig Tiefgang Revolutionäre der Seefahrt, man muss sich nur einmal anschauen, wo auf der Welt sie überall gewesen sind.
Wieder ging es durch den Regen und so langsam war ich wirklich durchnässt, so dass ich nur eine kurze Geocachingtour zum Nobel-Peace-Center machte, wo ich endlich fündig wurde, da mir gestern abend und heute vormittag schon 3 verborgen geblieben sind. Dann ging es zurück ins Hotel. Durchgefroren und nass freute ich mich auf die heiße Dusche. Heute gab es ein ebenfalls sehr gutes Abendessen im Hotel und im Anschluss ging es in die Oper. Das Opernhaus ist ein moderner Bau, der einer Eisscholle gleicht und sich am Oslofjord erhebt.
Die moderne Inszinierung von „Hoffmann’s Erzählungen“ des Regisseurs Calixto Bieito mag zwar nicht jedermanns Sache sein, aber ich und auch die anderen aus meiner Gruppe fanden sie gut umgesetzt mit tollen und stimmgewaltigen Protagonisten. Wir waren wahrlich beeindruckt.
Auch am dritten Tag unserer Reise erwartete uns ein nasser und nebliger Morgen. Die „Nebelnässe“ war so gewaltig, dass wir unsere erste Station – die berühmte Skisprungschanze „Holmenkollen“ – nur schemenhaft wahrnahmen. Das Skimuseum zu Füßen der Sprungschanze war sehr interessant und nach der Auffahrt mit dem Lift auf die Besucherkanzel mussten wir unsere Fantasie anstrengen, da wir in der weißen Nebelsuppe einfach gar nichts erkennen konnten.
Im wirklich lohnenswerten Museumsshop kauften wir ein und fuhren im Anschluss zur Nationalgalerie. Ich bin zwar nicht der große Kunstkenner, aber es gab sehr schöne Landschaftsbilder und selbstverständlich ist es sehr beeindruckend, neben Edvard Munchs berühmtem Gemälde „Der Schrei“ zu stehen. Hier ist es auch gut zu wissen, dass dieses Gemälde hier und nicht im Munch Museum hängt.
In der temporären Ausstellung „Alene med naturen“ („Alleine mit der Natur“) konnte man noch Gemälde von u.a. Caspar David Friedrich bewundern. Danach tauschten wir uns in einem Café über unsere Eindrücke von Oslo aus, bevor wir zum Regierungsviertel spazierten, das noch immer von den Anschlägen von Juli 2011 gezeichnet ist. Im mittlerweile strömenden Regen machten wir uns auf den Weg zum Rathaus und betrachteten, bevor wir dieses betraten, noch die Schnitzereien über die nordische Götterwelt in den Seitenarkaden. Dann betraten wir das Rathaus, in dessen Saal jedes Jahr im Dezember der Friedensnobelpreis vergeben wird, und bestaunten die Wandmalereien, während uns unsere Reiseleiterin deren tiefere Bedeutung näher brachte. Auf dem Weg zur Festung Akershus war mittlerweile jeder Schritt eine Tortur, da der Regen zunahm und man das Gefühl hatte, dass die Nässe überall in einen hineinkroch.
Trotzdem genossen wir den Ausblick auf den Fjord und spazierten im Anschluss fasziniert durch die Festung mit ihren vielen unterschiedlichen Sälen. Bei meinem letzten Besuch habe ich die Festung nur von außen besucht, aber ich finde, sie lohnt auch von innen einen Besuch.
Am Abend besuchten wir zum Abschluss der Reise das Restaurant „Rorbua“ an der Akershus Brygge, wo wir uns einen leckeren Elch-Rentier-Eintopf schmecken ließen. Das Ambiente war einmalig, ganz im Zeichen einer „Rorbua“, einer Fischerhütte, auf den Lofoten. In Andy’s Pub hauten wir schließlich bei Livemusik und Bier für ca. € 10,- die letzten Kronen auf den Kopf.
Der Morgen empfing uns zum Abschied einmal nicht regnerisch, so dass ich mich vor dem Rückflug noch für einen kleinen Spaziergang zum Schloss entschied.
Im Gegensatz zu den letzten Tagen war es mit 13 Grad auch wesentlich wärmer, was das ganze sehr viel angenehmer machte. Schade nur, dass sich das bessere Wetter erst dann blicken ließ, als wir wieder abreisen mussten. Normalerweise ist es mir ja umgekehrt lieber 😉 Die Heimreise war mit leichter Flugverspätung und dem Streik der Deutschen Bahn sehr angespannt, aber letztlich kamen wir gut nach Hause und das ist die Hauptsache.
Fazit: Eine schöne Reise mit neuen Eindrücken der norwegischen Hauptstadt. Zu meinem letzten Besuch vor 11 Jahren hat sich viel verändert und das wird sicher bei meinem nächsten Besuch nicht anders sein. Die Hauptstadt bietet so viel, dass ein paar Tage nicht ausreichen, aber wir haben viel gesehen und durch die vielen guten Museen kann man dort auch Schlechtwetter-Tage gut verbringen.