Dalarna – typisch schwedisch – rund um den Siljansee 21.-30.08.2004

Nach einer langen und anstrengenden Zugfahrt, die ich vom letzten Jahr ja schon kannte, war ich endlich zurück in Schweden. Erste Station war diesmal Helsingborg, wo ich bereits von meinem Bekannten erwartet wurde und sofort mein Schwedisch einsetzen durfte. Ich muss sagen, dass es mir trotz der nur zwei Semester Sprachkurs sehr leicht fiel. Nachdem wir mein Gepäck in seiner Wohnung abgesetzt hatten, machten wir uns auf zu einem Spaziergang durch Helsingborg, das ich auch schon vom letzten Jahr kannte. Wir tranken Kaffee, liefen am Hafen entlang, wo einige “Verrückte” trotz der kühlen Temperaturen im Meer badeten, tja das nenne ich abgehärtet. Am Abend dann ging es zum Krebsessen, vor dem ich schon ein wenig Angst hatte, weil ich so etwas noch nie gegessen hatte. Nun, ich muss zugeben: es schmeckt fantastisch, auch wenn man ein wenig braucht, bis man an das essbare Fleisch kommt. Wir feierten bis spät in die Nacht – wie es sich gehörte, gab es zu Krebs und Brot auch noch Schnaps en masse.
Kein Wunder, dass wir am nächsten Tag erst einmal ausschlafen mussten und uns erst gegen Mittag aufraffen konnten. Eigentlich wollten wir zur Insel Ven, aber das Boot blieb aus; weshalb, konnten wir nicht herausfinden, so hieß es Planänderung. Wir entschlossen uns zu einer “Tura” nach Dänemark, genauer gesagt Helsingör. Wie letztes Jahr bestiegen wir eines der kleinen Sundtaxis und waren in kurzer Zeit auf der anderen Seite des Öresunds. Nach einem Spaziergang durch die traumhaften Gassen der Altstadt ging es in ein Pub zum Essen und Würfel spielen. Den Abend verbrachten wir in einem Sportpub in Helsingborg und schauten Olympia und wie passend regnete es an diesem Abend Gold für Schweden (Michael Holm und Christian Olsson), was auch gebührend gefeiert wurde.
Früh aufstehen und endlich mit dem Zug nach Dalarna, wie es der Titel verspricht hieß es am nächsten Tag. Es war eine lange Reise, zehn Stunden mit Umsteigen in Hässleholm, Stockholm und Borlänge, aber endlich erreichte ich Rättvik am Siljansee. Die Anfahrt war zwar anstrengend, aber auch schön, die Landschaft typisch schwedisch mit Wäldern, Seen und natürlich roten Häusern. Ich checkte – wie es sich gehörte natürlich auf Schwedisch – ziemlich erschöpft im Vandrarhem ein, welches wirklich toll am Waldrand liegt. Der Hunger trieb mich dann aber doch noch zu einer Stadtbesichtigung und ich muss sagen, Rättvik ist eine Schönheit. Die berühmte Långbrygga führte mich weit hinaus auf den See und ich genoss die einsetzende Dämmerung. Ich hatte heute auch Glück und die Sonne schien.

Langbryyga Rättvik

Langbryyga Rättvik

Zum Essen gab es schließlich eine riesige Pizza in der Bella Pizzeria, wo mir der Pizzamann gleich seine Handynummer gab, um die nächsten Tage etwas zu unternehmen, verrückt.
Mein erster Erkundungstag führte mich dann früh zu den Kyrkstallar, wo die Leute früher beim Kirchenbesuch ihre Tiere untergestellt hatten. Es sind unzählige Hütten, die sich zwischen See und Kirche erstrecken und so niedrig, dass ich mich frage, ob die Tiere so klein waren oder wie man diese dort hineinbrachte.

Kyrkstallar

Kyrkstallar

Und ich stellte auf dem Weg dorthin auch fest, dass Rättvik ein Dorf ist und man schlecht jemandem aus dem Weg gehen kann, denn ich traf – wie sollte es anders sein – den Pizzamann auf dem Weg dorthin. Ich redete mich gekonnt heraus, dass ich keine Zeit hätte, was ja nicht einmal gelogen war, schließlich wollte ich noch einiges anschauen. Dann ging es zum Vasasten, einem Monument für Gustav Vasa, den König, von dem auch der Vasalauf seinen Namen hat. Er fuhr nämlich mit den Skiern bis Sälen, wo ihn die Dalakarlier einholten, um ihn zurückzuholen und sich ihm anzuschließen. Zum Endpunkt des Vasalaufs in Mora sollte ich auch noch kommen. Der Vasastein ist riesig und beschriftet wie ein Runenstein, um den sich runenähnliche Buchstaben schlängeln wie ein Band.

Vasasten

Vasasten

Ich unterhielt mich dort mit einem alten Mann, der mit seinem Hund Gassi ging und sich freute, sein vor langer Zeit in der Schule gelerntes Deutsch einsetzen zu können. Da die Sonne heute richtig warm schien, verbrachte ich noch etwas Zeit dort, ehe es zum Freiluftmuseum ging. Wieso dieses geschlossen hatte verstehe ich zwar nicht, aber es hat laut Schild nur bis zum 13.08. geöffnet. Da denkt man August ist doch Sommer und Hochsaison und dann ist doch schon viel geschlossen. Naja, da sich das Tor leicht übersteigen ließ, muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich doch etwas zwischen den alten Häusern herumspazierte, zum Glück wurde ich nicht erwischt ;-).
An der Långbrygga, die ich gestern schon erkundet hatte, genoss ich den restlichen Nachmittag die Sonne und ließ meine Füße ins doch etwas frische Wasser des Sees baumeln. Es war traumhaft, auch wenn ich alleine war. Der See, in dem im Frühsommer bestimmt unzählige Menschen baden, war wie ausgestorben, bis auf ein paar Pärchen, die den Sonnenuntergang auf der Brücke genossen. In der Touristinformation kaufte ich schließlich noch ein Ticket für das Musical “Arn” in Dalhalla die nächsten Tage. Beim Postkartenkauf traf ich dann auf eine Verkäuferin, die mich erst aufgrund meines Dialekts fragte, ob ich aus Norwegen komme, was ich mal als Kompliment auffasse, und die, wie sich dann rausstellte, selbst aus Thüringen kommt und ausgewandert ist. Lustige Begegnungen gab es an diesem Tage viele, so traf ich in der Bibliothek ein Pärchen aus Deutschland, die seit ca. 4 Wochen in Skandinavien unterwegs waren und noch bis Ende September Finnland, Estland, Lettland und Litauen erkunden wollten.

Etwas die Gegend erwandern hieß es am fünften Tag. Den Slalombacken hinauf bis Tolvåstuga, wo sich ein wunderbarer Ausblick über Rättvik und den See bot.

Ausblick auf den Siljan See

Ausblick auf den Siljan See

Nach einem planlosen Spaziergang durch den Wald erreichte ich schließlich doch noch den Ausblicksturm Vidablick, um wieder einen schönen Ausblick aus einer anderen Perspektive zu genießen.

Vidablick

Vidablick

Auf der oberen Aussichtsterrasse war es allerdings so windig, dass ich mich schnell wieder an den Abstieg machte. Auf dem Weg dorthin hatte ich auch eine schöne Bed&Breakfast Unterkunft entdeckt, “Björnstuga”, vielleicht für meinen nächsten Besuch. Warum Dalarna als typisch schwedisch gilt, konnte ich hier auch erfahren, es gibt einfach unzählige der typischen rot-weißen Häuser mit schönen Gärten und auch den Zäunen, die für Schweden typisch sind, die ich aber kaum beschreiben kann.
Am nächsten Tag stand Mora und der Bärenpark bei Orsa-Grönklitt auf dem Programm. Mit Zug und Bus erreichte ich diesen nach langer Fahrt und mein erster Eindruck war: Jurassic Park für Bären. Riesige Zäune um ein unglaublich großes Gebiet und Plattformen, auf denen man etwas über die eingezäunten Flächen hinausgehen konnte, um einen besseren Ausblick zu haben. Ich sah die Bärenmama mit ihren drei Jungen und drei Jungbären im Nebengehege.

Bärenpark Orsa Grönklitt

Bärenpark Orsa Grönklitt

Papa Bär ließ sich leider nicht blicken, aber bei dem riesigen bewaldeten Areal wäre das auch ein Wunder gewesen. Es gibt dort auch noch Gehege mit anderen Tieren, ich sah zwar keinen der Wölfe, dafür aber den Vielfraß und Mama Luchs mit ihren Kindern, die unglaublich süß waren. Da es leider furchtbar windig und kalt war, konnte ich mich nicht noch länger dort aufhalten und verbrachte die restlichen zwei Stunden, bis der Bus zurückfuhr, im naheliegenden Gasthaus. Leider fährt nur ein Bus am Tag hin und auch nur einer wieder zurück.
In Mora hatte ich noch zwei Stunden Zeit, ich besuchte das Freiluftmuseum des Malers Anders Zorn, wo er alte Gebäude aus ganz Schweden gesammelt hat, allerdings auch das nur von außen, denn wie sollte es anders sein, es war geschlossen. Weitere Stationen waren ein alter Kirchturm und natürlich das berühmte Vasator, ich weiß gar nicht mehr, ob der Vasalauf dort beginnt oder endet. Die Inschrift finde ich jedenfalls toll: Auf der Spur unserer Väter für kommende Siege.

Mora - Vasator

Mora – Vasator

Am Abend im Vandrarhem lernte ich noch Antje aus Greifswald kennen und wir unterhielten uns den Abend über sehr gut bei meiner mitgebrachten Flasche Wein.
Am siebten Tag ließ mich das Wetter dann komplett im Stich, es regnete den ganzen Vormittag, so dass ich diesen hauptsächlich im Vandrarhem verbrachte, ein bisschen Entspannung muss ja auch sein. Am Nachmittag gings dann shoppen und hoffen, dass es am Abend nicht mehr regnen würde, schließlich stand heute das Musical in Dalhalla an. Als der Bus auf die Meteroiteneinschlagstelle zufuhr, war ich verzaubert. Da man kann es schwer beschreiben kann, sollte man es am Besten selbst sehen. Das Konzerttheater ist nicht nur wegen seiner tollen Umgebung, sondern auch wegen der einmaligen Akustik berühmt, was ich noch feststellen würde.

Dalhalla

Dalhalla

Zuerst bummelte ich jedoch über den kleinen Mittelaltermarkt, der am Eingang aufgebaut war und ließ mich dann bezaubern von Arn – ett musikalisk äventyr. Da das Stück wirklich toll war und auch der Gänsehautfaktor nicht fehlte, kaufte ich natürlich auch eine CD. Auf der Rückfahrt lernte ich zwei Franzosen kennen, die im selben Vandrarhem wohnten wie ich, aber die Kommunikation stellte sich als schwierig heraus, da ich mein einmal gelerntes Französisch vergessen hatte und die Beiden nicht sehr gut Englisch sprachen.
Das Wetter war am nächsten Tag zwar nicht gerade gut, aber zumindest besser als am Tag vorher, daher ging es früh mit dem Zug über Borlänge nach Falun, ein Umweg, wie ich bei der Rückfahrt mit dem Bus feststellte. Kopparberget, das größte Kupferbergwerk Schwedens, ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Ausgerüstet mit gelbem Regencape und Helm ging es mit unserer Führerin 55m mit einem Aufzug in die Tiefe. Hier wurde schon vor 1000 Jahren von den Wikingern Kupfer abgebaut. Es war ein unvergessliches Erlebnis, auch weil ich noch nie so tief unter der Erde gewesen bin. Ein bisschen erinnerte mich das hier alles an Moria aus dem Herrn der Ringe.

Kopparberget Falun

Kopparberget Falun

Es war kühl, von den Wänden und Decken tropfte Wasser und die von Menschenhand in den Berg getriebenen Stollen waren so faszinierend und erschreckend zugleich. Irgendwie fühlte ich mich eingesperrt und die Vorstellung, dass einem die Decke über dem Kopf zusammenbrach, war auch nicht sehr verlockend. Ich bin wohl nicht der geborene Bergmann. In dieser Grube sind auch schon Könige gewesen. Die älteste in die Felswand gemeißelte Unterschrift stammt vom schwedischen König von 1889 und natürlich haben sich dort auch Carl-Gustav, Silvia und Viktoria verewigt. Es ist also ein gern besuchter Platz. Am Meisten begeisterte mich aber die Geschichte vom “Fetten Mats”, der alleine dort unten umkam und erst 40 Jahre später wieder gefunden wurde. Da er in irgendeiner konservierenden Flüssigkeit lag, sah er bei seiner Entdeckung immer noch genauso aus wie bei seinem Tod. Seine Verlobte sah ihn also nach 40 Jahren so wieder, wie sie ihn gekannt hatte.
Die Grubenbesichtigung war ein tolles Erlebnis und auch ein Spaziergang über das Gelände und ein Museumsbesuch lohnen sich. Auch heute traf ich wieder jemanden, an der Bushaltestelle unterhielt ich mich gut mit einer älteren Dame aus Göteborg.
Die Sonne schien und der neunte Tag war daher wie gemacht für eine Wanderung auf dem Siljansleden. So konnte ich mit kurzer Hose und T-Shirt starten. Eigentlich müsste ich hier eher von einem Spaziergang sprechen, schließlich lief ich nur 6,1 km bis zur Springkällan und wieder zurück, aber es war traumhaft. Der Weg war gut markiert und auch leicht zu gehen, obwohl es oft auf und ab ging, meist durch den Nadelwald.

Siljansleden

Siljansleden

Eine Zeitlang wanderte ich an einem Fluss entlang – einfach bezaubernd. An der Springkällan, einer ehemaligen Ölbohrstelle, wo sie statt auf Öl auf eine Wasserader stießen, genoss ich die Sonne und hatte wieder einmal eine wundersame Begegnung. Ich traf dort einen Mann aus Borlänge, der bei seinem Sonntagsausflug zufällig das Schild zur Quelle gesehen hatte und sich daran erinnert hat, dass er als kleines Kind schon einmal hier war. Bestimmt auch ein tolles Erlebnis. Wir unterhielten uns gut und ich bekam wieder ein Lob für mein Schwedisch, muss jetzt langsam aufpassen, dass ich nicht abhebe ;-). Als ich aufbrach traf gerade eine Familie ein, die den Sonntagnachmittag dort mit Grillen verbrachte.
Bei meiner Rückkunft in Rättvik testete ich die Konditoreien dort und aß einen leckeren Mandelkuchen. Dann hieß es auch schon wieder Tasche packen, den am nächsten Tag würde mich eine anstrengende Zugfahrt zurück nach Hause bringen.
Fazit: Ein schöner Urlaub in einer Gegend, in die ich mich sogleich verliebt habe. Das nächste Mal werde ich vielleicht den ganzen Siljansleden wandern, wer weiß.