Ganz im Zeichen von Dreck, Schotter, Matsch und anderen losen Untergründen stand dieses Wochenende. Es sollte dazu dienen, das Motorrad im Gelände besser zu beherrschen, und sorgte einen Tag vorher für Angstzustände. Was hatte ich mir da nur wieder eingebrockt? Konnte ich das wirklich? Da das Training nicht gerade günstig war, gab es kein Zurück mehr, schließlich hatte ich das Geld auch nicht auf der Straße aufgelesen. So fuhr ich Freitagabend nach Hechlingen und bezog mein Zimmer in der Pension Anni Meier. Schon auf der Herfahrt war ich erstaunt, wie schön die Gegend ist. Ich dachte, hier wäre alles relativ flach, aber da irrte ich. Die hügelige, kurvige Landschaft lud eigentlich zum Motorradfahren ein und dann liegt dieser Ort, der schon zur Zeit der Römer besiedelt war und dadurch eine reiche Geschichte besaß, auch noch so idyllisch an einem See. Ich erkundete auf einem Spaziergang den Ort und bereute es fast, dass ich nicht mehr Zeit hatte, um auch das Baden im See zu genießen.
Am nächsten Morgen um halb 9 ging’s los. Ein kurzer Film führte uns vor Augen, was uns die nächsten zwei Tage erwartete, und dann hieß es das Motorrad besteigen und loslegen. Zuerst stand das schon in der Fahrschule gehasste langsame Slalomfahren zwischen den Pilonen auf dem Programm, was eigentlich ganz gut funktionierte. Dann ging es um das Wenden im kleinen Kreis, auch das funktionierte anfangs noch ganz gut, aber als es schließlich darum ging, eine Acht zu fahren, war ich die erste, die die Maschine niederlegte. Wir lernten an diesem Tag viel, von kleinen Wasserdurchfahrten über Bremsen am Hang, Fahren durch enge, begrenzte Spuren, Auffahrten an steilen Schotterhängen und vieles anderes. Es machte riesig Spaß und ich war erstaunt, wie schnell man das lernen konnte. Nach dem Mittagessen ging’s zu einer Ausfahrt, ein wenig Asphalt, aber noch mehr Schotter, Wiesen und Waldboden. Am Besten gefiel mir eine Stelle durch feuchten Waldboden, der plötzlich in einer sumpfigen Wiese endete. Der Hinterreifen des Motorrads rutschte von links nach rechts. Aber wo vor diesem Training Panik ausgebrochen wäre, fühlte es sich jetzt an, als hätte man ein Fahrrad zwischen den Beinen. Es war ganz leicht zu kontrollieren. Mich legte es an diesem Tag drei Mal, davon einmal am Hang, wo ich genau das falsch machte, was wir vorher noch so schön gelernt hatten. Aber ich bin stolz auf mich.
Am Abend wurden wir mit einem tollen Grillabend mit leckerem Essen beim Forellenwirt belohnt und waren um zehn Uhr alle so platt, dass wir ins Bett mussten. Tja, so ein Tag an der frischen Luft, dazu die gehörige Portion an Schweiß – nicht nur die Anstrengung, auch die Hitze setzte uns zu – reichten aus, um einen an einem Samstagabend um zehn Uhr ins Bett zu zwingen.
Am nächsten Tag ging es weiter: Bremsen mit und ohne ABS auf Schotter, Steilauf- und abfahrten, Fahren im Sand. Es gab in diesem Steinbruch so unglaublich viel zu entdecken und auch heute gab es wieder eine Ausfahrt, die Lust auf mehr machte. Einmal sprang ich sogar kurz mit meiner GS, weil ich am Ende des Hügels zu viel Gas gab, aber es war kein Problem, sondern ein tolles Gefühl. Wieder schaffte ich es, mich am Berg hinzulegen, und kurz vor dem Ende beim Fahren durch den Sand küsste ich gleich dreimal den weichen Untergrund, so dass ich dann froh war, als der Tag zu Ende war. Irgendwann lässt eben doch die Kraft nach.
Bepackt mit einer Urkunde, einem T-Shirt, unglaublich dreckigen Klamotten und tollen Erfahrungen sowie natürlich super netten Bekanntschaften 😉 ging es nach Hause.
Fazit: Offroadfahren macht auch mit einer großen Maschine Spaß und animiert mich zu vielleicht öfteren Feierabendrunden abseits der Straßen. Ich werde wiederkommen, das weiß ich. Und vielleicht geht’s dann auch einmal auf eine der Offroadreisen, die vom Enduropark Hechlingen angeboten werden. Ein ganz großer Dank geht im Speziellen an unseren Instructor Freddy und natürlich auch an die anderen Instruktoren und Teilnehmer, die dieses Wochenende zu einem Erlebnis gemacht haben.
Und, was noch anzumerken ist: Endurostiefel sind Gold wert, so oft wie mein Bein unter meiner Maschine lag, wäre ich wohl mit anderen Stiefeln nicht so unbeschadet nach Hause gekommen!