Gotland – bezaubernde Insel in der Ostsee 12.09.-20.09.2007

Gotland – bezaubernde Insel in der Ostsee 12.09.-20.09.2007

1. Tag 12.09.2007 Stippvisite Stockholm
„Endlich wieder Schweden“ war mein Gedanke, als wir frühmorgens von Nürnberg aus aufbrachen. Leider wäre unsere Reise zumindest für meine Begleitung fast schon am Check In der Air Berlin zu Ende gewesen, als der nette Herr sie darauf aufmerksam machte, dass ihr Ausweis abgelaufen ist. Zum Glück flogen wir nur innerhalb der EU und es gab die hilfsbereiten Beamten der Bundespolizei, die ihr ein entsprechendes Dokument ausstellten, mit dem sie doch reisen konnte. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Berlin kamen wir endlich in Stockholm an. Nach etwas planlosem Herumirren fanden wir unser Hotel und konnten das Gepäck abstellen. Mit einem Blick auf den Stadtplan hätten wir es viel einfacher gefunden, aber manchmal muss man wohl Umwege in Kauf nehmen, ganz nach dem Motto: Was man nicht im Kopf hat, muss man in den Beinen haben. Da meine Begleitung das dringende Bedürfnis hatte, sich eine Massage zu gönnen, führte uns unser erster Weg zu einem Wellness-Center. Zumindest wurden meine schwedischen Sprachkenntnisse gewürdigt, als ich den Mitarbeitern alles erklärte und sie mich, während ich wartete, fragten, ob ich vom Scandic Hotel wäre und die Kundin nur hierher begleitet hätte ;-). Dann endlich ging es los auf eine kleine Stadterkundung in der Altstadt. Das Wetter wechselte heute von strahlendem Sonnenschein zu leichtem Regen, aber währenddessen gingen wir einfach etwas essen, so ließ sich auch das überbrücken. Nach einem Shoppingbummel in der Drottninggatan kamen wir schon um 19 Uhr zurück ins Hotel und ließen den Tag im Hotelzimmer bei einer Dose Bier ausklingen. Verrückt, dass ich für eine Dose Leichtbier sogar meinen Ausweis zeigen musste.

Stockholm

Stockholm

2.- 8. Tag 13.-19.09.2007 Abenteuer Gotland
Endlich ging es los, etwas Neues zu entdecken – Stockholm kannte ich schließlich schon von meinen vorherigen Besuchen. Frisch gestärkt vom reichhaltigen Hotelfrühstück fanden wir dieses Mal ohne großes Umherirren den Bus nach Nynäshamn, von wo unsere Fähre nach Visby übersetzte. Während der Überfahrt genossen wir die Sonne an Deck und unterhielten uns gut mit einem Schweden. Endlich angekommen, verabschiedeten wir uns von ihm und nahmen ein Taxi zu unserem Campingplatz, auf dem ich im Voraus eine Stuga reserviert hatte. Leider musste ich wieder einmal feststellen, dass Taxifahren in Schweden keinen Spaß macht, wenn 4 km Fahrt schon so teuer waren. Da bei der Unterkunft noch Bettwäsche und Abschlussreinigung dazukamen, war es doch teurer als gedacht und letztlich ärgerte ich mich fast etwas, weil eine Unterkunft in Visby auch nicht vwesentlich teurer gewesen wäre. Wir entspannten etwas und spazierten dann durch die Umgebung, es war hier wirklich schön.

Umgebung der Unterkunft

Umgebung der Unterkunft

Die an der Unterkunft geliehenen Fahrräder stellten sich mit 3-Gang-Schaltung und Rücktrittbremse leider als nicht sehr ideal heraus – oder vielleicht waren wir es auch einfach nicht mehr gewohnt. Jedenfalls kamen wir in Visby an und spazierten begeistert durch die malerische Altstadt.

Visby

Visby

Gasse in Visby

Gasse in Visby

Da es in der Stadt ein stetiges Auf und Ab zu bezwingen galt, war es nach einiger Zeit jedoch sehr anstrengend, so dass wir schließlich noch ein Bierchen genossen und dann nach einem Einkauf im Supermarkt zurück zur Unterkunft radelten.
Am nächsten Tag wollten wir bessere Räder ausleihen, doch das ist leichter gesagt als getan. Wir wurden von der Touristinfo zu einem Verleih geschickt und von dort wieder zu einem anderen Verleih. So wurde es schließlich 13 Uhr, bis wir endlich zu Rädern kamen und diese waren auch nur mit 3-Gang-Schaltung und Rücktrittbremse. Laut Aussage des Verleihers ist dies für Gotland ausreichend – wie man es nimmt. Wir verließen Visby in westlicher Richtung und steuerten Roma an, um die dortige Klosterruine zu besichtigen. Auf dem Weg stellten wir angestrengt fest, dass Radfahren bei gotländischem Gegenwind und mit so einfachen Fahrrädern nicht so viel Spaß macht. Nach ca. 1,5 Stunden erreichten wir endlich den 20km entfernten Ort. Die Klosterruine ist beeindruckend und es ist fast ein wenig ärgerlich, dass wir nicht im Sommer hierhergekommen sind, denn da fanden hier viele Theateraufführungen, u.a. Shakespeare, statt.

Roma Kloster

Roma Kloster

Kirche in Roma

Kirche in Roma

Roma Kloster

Roma Kloster

Auf der Weiterfahrt entdeckten wir noch einen Reiterhof und machten für den nächsten Tag gleich einen Ausritt klar, was sich im Nachhinein als etwas unüberlegt herausstellte, da es 20km Anreise waren und wir nur Räder hatten. Die Landschaft, durch die wir heute fuhren, war sehr schön. Hauptsächlich Heidelandschaft und Wald, viele Kirchen und typisch schwedische Häuser. In einem von ihnen kauften wir frisch vom Bauernhof die Tomaten für unser Abendessen ein. Der Rückweg zog sich bei noch stärkerem Wind und anfangendem Regen eine gefühlte Ewigkeit hin und ich kann gar nicht sagen wie erleichtert ich war, als endlich die ersten Häuser von Visby auftauchten. Während wir im Supermarkt einkauften, setzte der Regen so richtig ein und so kamen wir nicht nur erschöpft sondern auch bis auf die Haut durchnässt in die Unterkunft zurück. Mit einem Standardgericht – Nudeln mit Soße – ging der Tag früh zu Ende.
Ich hatte schon Angst vor dem Muskelkater – eigentlich lächerlich bei der „kleinen“ Radtour von gestern – aber zum Glück wurde ich noch verschont. Allerdings hatte der Wind so zugelegt, dass wir unsere Fahrräder in Visby abstellten und von dort ein Taxi für satte 350 Kronen zum Reitstall nahmen. Die Reittour war sehr schön, wenn auch für einen ungeübten Reiter wie mich, der das letzte Mal vor zig Jahren im Sattel gesessen ist, auch sehr anstrengend. Unsere Pferde Bella und Adela waren jedoch echt brav und so meisterte auch ich die Tour. Wir ritten hauptsächlich durch den Wald und mussten andauernd niedrigen Ästen ausweichen. Auf breiteren Wegen trabten und galoppierten wir auch etwas. Nach 2 Stunden war ich froh, als wir zurück am Reitstall ankamen, denn meine Beine fühlten sich an wie Gummi, von meinem Hintern gar nicht zu reden. Die Bezahlung stellte die nächste Überraschung dar, denn die am Vortag angekündigten 175 Kr waren nur für eine Stunde, da die Tour aber zwei Stunden dauerte, waren wir schon wieder bei 350 Kr. Dann noch die Rückfahrt mit dem Taxi – man kann sagen das Geld geht weg wie nichts. Zurück in Visby stellten wir fest, dass aus dem Schwimmnachmittag auch nichts werden würde, da das Schwimmbad total klein war und nur von 14-16 Uhr geöffnet hatte. So radelten wir zurück zur Unterkunft, eine wahre Qual für meinen vom Reiten geschundenen Hintern.

Stadtmauer Visby

Stadtmauer Visby

Nach etwas Erholung fuhren wir am Abend doch wieder nach Visby um Auszugehen, schließlich war Samstag. Aber irgendwie war nirgends etwas los oder die Schweden gehen alle erst viel später weg. In der ersten Kneipe „Munkkällaren“ saßen wir ziemlich alleine und wurden sogar noch von der Bedienung ignoriert. Es war aber eine ziemlich urige Kneipe, so dass wir erst einmal sitzen blieben und nach mehrmaligem auf uns aufmerksam machen doch noch zu Getränken kamen. In der zweiten Bar erzählte uns der Barkeeper, dass die jungen Leute erst ab 23 Uhr weggehen würden und daher bisher nichts los sei. Als wir uns schon auf den Heimweg machen wollten, entdeckten wir noch eine Kneipe mit Livemusik, die Rockklassiker und Reggae spielte. Wir dachten, ein Bierchen geht noch und versumpften total. Der Großteil der Gäste war mindestens 40+, aber es war ein schöner Abend.

Kirchenruine bei Nacht

Kirchenruine bei Nacht

Die Nacht war zu kurz und der Muskelkater vom Reiten schlug nun so richtig durch. Da wir unsere Fahrräder am Vorabend in Visby stehen gelassen hatten und mit dem Taxi zurückgefahren waren, mussten wir jetzt erst einmal zurücklaufen und diese holen. Als wir endlich wieder in der Unterkunft waren, legte ich mich erst einmal wieder hin und schlief noch etwas. Am Nachmittag entschieden wir uns für einen Museumsbesuch, ich ging ins historische Museum, meine Begleitung ins Kunstmuseum. Mir gefiel die Sammlung sehr gut, viele der typisch gotländischen Bildsteine waren ausgestellt, darüber hinaus viel Silberschmuck aus der Wikingerzeit. Das war schon sehr beeindruckend, vor allem ein Armreif aus Silber hätte es mir schon sehr angetan ;-). Was auch interessant war, war ein Raum über die nordische Götterwelt. Dämmriges Licht, die Szenen wie auf den Bildsteinen in roter Farbe gemalt und in der Mitte ein Becken, das den Urdbrunnen darstellen soll. Eine wahrhaft mystische Stimmung, bei längerem Hinschauen hatte man zum Teil sogar das Gefühl, dass die Figuren ineinander verlaufen. Ich hätte ewig bleiben können. Da wir aber beide fertig waren, gingen wir zurück zur Unterkunft und entspannten den Rest des Tages. Was ich heute merkwürdig fand war, dass die Museen heute, Mitte September, den letzten Tag geöffnet hatten. Mit den Sehenswürdigkeiten ist es außerhalb der sehr kurzen Saison (von Juni bis Mitte August) sowieso sehr schwierig, wie uns auch eine Gotländerin am nächsten Tag bestätigte.
Früh aufstehen hieß es am Montag, weil wir um 8:00 Uhr den Bus Richtung Norden nehmen wollten. Wir waren die einzigen Fahrgäste und das blieb auch so. An der Abzweigung Lickershamn stiegen wir aus und liefen die restlichen 2km zur Küste, um die berühmten Raukar – faszinierende Kalksteinfelsen – zu sehen. Ein bisschen erinnern diese an die Fränkische Schweiz, nur das Meer gibt es dort nicht ;-). Um den Raukar Jungfrun rankt sich eine ganz besondere Geschichte.

Raukar

Raukar

Raukar Jungfrun

Raukar Jungfrun

Nach einer Sage war ein Mädchen laut ihrem Vater in den falschen Mann verliebt. Ihr Vater hatte sie daher auf diesen Raukar verbannt und dem jungen Mann gesagt, wenn er sie haben wolle, müsse er sie sich holen. Da der Raukar so steil ist, dachte der Vater natürlich, dass ihm das nicht gelingen würde, aber wie sagt ein Sprichwort: Liebe verleiht Flügel, und so rettete er seine Geliebte. Der Vater wurde daraufhin so wütend, dass er den Mann mit einem Pfeil erschoss, woraufhin seine Tochter sich mit ihrem sterbenden Geliebten im Arm ins Meer stürzte. Da sie somit unberührt starb, nannte man den Raukar vortan Jungfrun. Eine tolle Geschichte, vor allem wenn man die Umgebung vor sich hatte. Die grüne Wiese im Sonnenlicht, das weite Meer und über allem beeindruckend thronend der Raukar. Wir sonnten uns etwas, kletterten hinunter zum Meer und hielten unsere Füße ins Wasser, es war traumhaft. Der Ort Lickershamn ist wie ausgestorben, da dort fast nur Sommer- bzw. Wochenendhäuser stehen. An der Küste und auf einsamen Waldpfaden entlang wanderten wir Richtung Süden. Wir trafen niemanden außer ein paar Leuten, die in angrenzenden Ferienhäusern wohnten bzw. werkelten.

Küste Gotland

Küste Gotland

Wir hätten ewig so weiterlaufen können mit beeindruckenden Aussichten auf die Steilküste, aber leider machte sich der Muskelkater vom Reiten noch immer stark bemerkbar, so dass wir gegen 13 Uhr zurück Richtung Straße spazierten, um einen Bus zu erwischen. Leider war auch das Busnetz nicht so gut ausgebaut, so dass wir 1,5 Stunden hätten warten müssen, was in Ortschaften mit ein paar Häusern etwas doof ist. Also liefen wir in Richtung Visby und versuchten zu trampen, aber auch das stellte sich als sehr schwierig heraus. Erst als wir es schon fast aufgegeben hatten, hielt eine sehr nette Frau an und nahm uns mit. Mit ihr unterhielt ich mich darüber, dass es sehr schade ist, dass auf Gotland alles Mitte August schließt, wo der Herbst doch eine so schöne Jahreszeit ist. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir damit, uns in der Touristinfo darüber zu erkundigen, was denn noch alles so geöffnet hatte, was uns sehr ernüchterte. In einem wunderschönen Cafe – Skaffariet – aßen wir leckeren Apfelkuchen mit Vanillesoße, ein Traum. Nach einem Einkaufsbummel genossen wir abends den Sonnenuntergang 150m von unserem Campingplatz entfernt auf einer Klippe mit einer Dose Cidre. Der perfekte Abschluss eines perfekten Tages.
Der letzte Tag auf der Ostseeinsel begrüßte uns mit Regenschauern und das nach dem sonnigen Tag gestern. Da ich mir auch noch eine Erkältung eingefangen hatte, war ich nicht böse, den Vormittag mit Herumliegen und Lesen zu verbringen. Als der Regen gegen Mittag nachließ fuhren wir in die Stadt und besuchten die Domkirche, welche die einzige erhaltene mittelalterliche Hauptkirche der alten Hansestadt ist. Mit ihren beeindruckenden Steinskulpturen und den vier Holztürmen fand ich sie sehr beeindruckend.

Domkirche

Domkirche

Es ist erstaunlich, wie viele Kirchen es in früheren Zeiten in Visby gegeben hat; die anderen sind als Ruinen über die ganze Altstadt verteilt und fügen sich wunderschön in das Stadtbild ein. Die kleinen Häuser, schmalen Gassen, Ruinen und die gut erhaltene Stadtmauer sind einfach nur faszinierend. Wir ließen uns zum Abschluss im Visby Restaurant Lachs mit Kartoffeln schmecken und spazierten dann zu Fuß, da wir unsere Fahrräder schon abgegeben hatten, zurück zum Campingplatz.
Am nächsten Tag hieß es früh aufstehen, weil wir schon um 06:15 Uhr mit dem Taxi zurück fahren mussten, um die frühe Fähre nicht zu verpassen. Als wir allerdings um halb 6 anriefen, um dieses zu bestellen, hieß es plötzlich, es wäre keines verfügbar. Dabei hatte uns der Taxifahrer von unserem Reitausflug gesagt, es wäre kein Problem. Erst einmal saßen wir auf Kohlen, dann kam doch noch eines und wir konnten die Rückreise antreten. Auf der Fähre nahmen wir in den bequemen Ruhesesseln Platz, die wir eigentlich gar nicht bezahlt hatten; da die Fähre aber sowieso nicht so gut gebucht war, interessierte das keinen. Wir schauten uns den Bordfilm an und so verging die Zeit wie im Flug. Mit dem Bus ging es von Nynäshamn zurück nach Stockholm und von dort mit dem Zug nach Uppsala. Unsere großen Gepäckstücke sperrten wir dort am Bahnhof in ein Schließfach und machten uns nur mit Rucksack auf den Weg zu unserem gebuchten Hotel. Das First Hotel liegt sehr zentral und hat unglaublich große Zimmer.

Uppsala

Uppsala

Unsere Stadterkundung führte uns zum Dom, zur Bibliothek Carolina Rediviva und letztlich landeten wir wieder einmal in der Einkaufsstraße – was nicht an mir liegt, wie ich betonen möchte. Der Abend klang in einem Irish Pub bei einem Abschiedsbierchen aus.
Nach einem üppigem Frühstück ging es zurück zum Bahnhof und von dort mit dem Bus zum Flughafen und schließlich mit der Air Berlin über Berlin zurück nach Nürnberg.
Ein wunderschöner Urlaub, der leider – wie immer – viel zu schnell vorbei ging.

Fazit: Gotland ist wirklich eine Reise wert, aber wenn man mehr als die Naturschönheiten sehen will, sollte man die Insel in der kurzen Hauptsaison bereisen. Ich persönlich fand den Herbst sehr schön, aber man war schon sehr eingeschränkt. Gerne hätte ich das Wikingerdorf Tofta und das Pipi Langstrumpf-Haus gesehen, aber so heißt es wohl wiederkommen. Aber das werde ich sicher irgendwann, schließlich habe ich auch den Süden nicht gesehen.